Ein blutiger Krieg läßt das altertümliche Japan erbeben. Die verschiedenen Clans haben jegliche Ehre verloren - bis auf einen: Die Azuma-Ninjas folgen der äußerst spieltauglichen Devise "Lebe in Ehre - kämpfe mit List."
Kaum ist der Shogun tot, fängt auch schon die Streiterei um die Nachfolge des japanischen Oberherrschers an. Der rechtmäßige Erbe, ein gewisser Fürst Ghoda, wird von seinem Onkel Lord Motohide bedroht. Dieser will den Fürsten töten, um die Macht an sich reißen zu können. Und der Azuma-Clan, der dem Hause Ghoda schon seit Generationen treu dient, soll diese Machenschaften in "Tenchu 2 - Birth of the Stealth Assassins" natürlich verhindern.
Zu Beginn des Spiels kann man zwischen zwei Ninjas, nämlich Ayame (weiblich) und Rikimaru (männlich), auswählen. (Nachdem man das Game mit den ersten beiden Charakteren durchgespielt hat, wird übrigens ein Bonus-Charakter namens Tatsumaru freigeschaltet.) Wer schon den recht erfolgreichen und gelungenen ersten Teil gespielt hat, dem werden diese Figuren bekannt vorkommen, denn "Tenchu 2" ist ein sogenanntes Prequel, das zeitlich vor dem Vorgänger handelt. In insgesamt 32 Missionen erfährt man hier, wie es zu den Ereignissen aus Teil eins kam.
Wer jetzt allerdings denkt, daß er als Ayame, Rikimaru oder Tatsumaru jeweils die gleichen Missionen - nur eben mit einem anderen Charakter - spielen muß, der irrt sich gewaltig. Jede Spielfigur folgt einem anderen Handlungsstrang (nur die Boßkämpfe bleiben gleich) und hat auch dementsprechend andere Aufgaben zu lösen. Das bedeutet, daß man die vollständige Story erst dann kennt, wenn man das Spiel dreimal gespielt hat. Apropos Langzeitmotivation - der inkludierte Level-Editor trägt sehr viel dazu bei, daß "Tenchu 2" auch nach dem dritten Durchgang noch Spaß macht, da es mit ihm möglich ist, sich eigene Missionen zu basteln und diese dann auf der Memory-Card zu speichern. Die fernöstlich angehauchten Musikstücke tragen neben den die Angst der Spielfigur simulierenden Pad-Vibrationen viel zur hervorragenden Spielatmosphäre bei.
Doch wo viel Licht ist, ist bekanntlich auch viel Schatten - und davon gibt es im wahrsten Sinne des Wortes sehr viel in "Tenchu 2". Das fängt bei den wirklich schlechten Sichtverhältnissen an (solche Nebelbänke hat man seit dem ersten "Turok" auf dem N64 nicht mehr gesehen), setzt sich in der ungenauen Nahkampfsteuerung fort (in diesem Spiel sollte sich lieber nicht erwischen lassen, da man sonst unweigerlich Federn lassen muß) und endet mit der traurigen Tatsache, daß man während der Missionen weder speichern noch das Spiel sanft zurücksetzen kann. Letzteres wäre ja nicht so schlimm, wenn die Items, mit denen man sich vorher ausgerüstet hat (Heiltränke, Rauchbomben, giftiger Reis, Tarnkappe etc.) nicht unrettbar verloren gingen, sobald man das Zeitliche gesegnet hat - und das kann ziemlich schnell passieren, da man nicht einmal vor den Endgegnern speichern darf. Derartige Kleinigkeiten können einem schon den Nerv rauben, zum Beispiel dann, wenn man gerade eine halbe Stunde damit verbracht hat, möglichst leise und unerkannt zu bleiben, nur um dann binnen zwei Minuten vom Boß massakriert zu werden. (Tja, Geduld ist wohl eine Tugend der Ninjas...)
Ungeduldigen Spielern sei daher von "Tenchu 2 - Birth of the Stealth Assassins" abgeraten; alle anderen können jedoch getrost zugreifen, vor allem, wenn ihnen schon der erste Teil gefallen hat.