Wes Craven präsentiert "Dracula 2000", aber er führt zum Glück nicht selbst Regie. Zusammen mit dem zweiten Glücksfall - Kameramann Peter Pau - ergibt das einen Trash-Film, wie man ihn sich wünscht.
In seinem Domizil in New York hält der alte Antiquitätentandler Van Helsing (Christopher Plummer) etwas im Keller versteckt, hinter einer riesigen Panzertür. Wer ein Geheimnis derart aufwendig hütet, so denkt sich seine scharfe Sekretärin Solina (Jennifer Esposito), muß etwas Wertvolles versteckt halten. Also schleust sie ihren Afro-Lover Marcus (Omar Epps) mit seiner Bande von abgewichsten harten Kerlen bei Van Helsing ein, damit er die Panzertür sprenge und den Schatz aushebe. In dem dahinterliegenden Kellerverlies finden die Gangster aber nur alten Schrott - und einen gut vernagelten Sarg, der über keinen offensichtlichen Öffnungsmechanismus verfügt. Klar, in diesem Sarg muß der Schatz stecken. Also transportiert die Bande ihn kurzerhand ab.
Als Van Helsing den Diebstahl entdeckt, treibt ihm das die Freude aus dem Gesicht. Er packt ein paar skurrile Waffen zusammen und begibt sich zum Flughafen, wobei er den Protest seines Gehilfen Simon (Johnny Lee Miller) ignoriert, der sich ehrliche Sorgen macht und auch gerne wissen würde, was gespielt wird.
Wer sich im Sarg befindet, sollte mittlerweile eigentlich klar sein. Im Flugzeug am Himmel über den Bayous von New Orleans befreit sich Dracula (Gerald Butler) aus seinem Sarg, beißt und saugt die Besatzung (Marcus, Solina etc.) ins Untotendasein und macht sich nach der Bruchlandung mit Hilfe einer silikontittigen TV-Reporterin aus dem Staub. In New Orleans herrscht natürlich gerade Mardi Gras, weshalb der Sucker in seinem Gothic-Rockstar-Outfit nicht besonders auffällt und in Ruhe ein paar geile, knappbeschürzte Gefolgsfrauen produzieren kann. Doch eigentlich ist er auf der Suche nach Mary (Justine Waddell), der Tochter Van Helsings, die ihm blutsverwandt ist und die er zu ehelichen (oder etwas ähnliches) gedenkt. Van Helsing hat sich nämlich über die Jahre mit Blut, das er per Egel vom guten Vlad abzweigte, am Leben gehalten. Und seine Tochter hat er sozusagen "under the influence" gezeugt.
Van Helsing und Simon machen sich in New Orleans daran, dem spitzzahnigen Unwesen ein Ende zu bereiten. Das ist nicht leicht - Dracula ist nämlich von Jesus persönlich dazu verdammt worden, unsterblich zu sein. Warum? Das verraten wir nicht, weil es eine witzige Pointe ist.
Die Kameraarbeit des Oscar-Preisträgers Peter Pau ("Tiger & Dragon") sorgt für eine ziemlich wirksame Behübschung dieses Trash-Fetzens, der neben den üblichen Schmierenkomödianten (Gerald Butler als Dracula ist gelinde gesagt ambivalent) sogar einen alten Friedhof mit Trockeneisbelag zu bieten hat. Regisseur Lussier versteht es allerdings, die dem Vampir-Thema immanente Geilheit lüstern in Szene zu setzen, und er hat ein paar nette Ideen und Wendungen für seine Aufwärmung dieses schon lange vor Coppola totgelutschten Themas. Um ein wertvolles Stück Zelluloid handelt es sich hier garantiert nicht; aber der Streifen fetzt dank guter, kitschig-gruseliger Setdesigns, toller Kamera und rockiger Tunes schön dahin und hat alles, was man sich für einen vergnüglichen Kinoabend voll billiger, nicht ernstzunehmender Thrills wünscht. Ein Fest für Fans.
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