Pariser Crossover

Die vier Franzosen von Phoenix dürften sich nicht mit nur einer Musikrichtung zufrieden geben. Ihr hervorragendes Debütalbum mischt 70er-Jahre-Rock mit Country und Jazz, ebenso wie mit Blues oder House.

Niemand hätte gedacht, daß französische Popmusik dermaßen in Mode kommen würde, wie es in den letzten drei Jahren geschehen ist. Nicht nur dank Airs "Moon Safari", Daft Punks "Homework" oder auch Cassius "1999" strömen immer mehr französische Newcomer-Bands ins internationale Rampenlicht - so wie zuletzt auch die charismatischen Phoenix mit ihrem hervorragendem Debütalbum "United".

Doch Phoenix klingen ganz anders als ihre Kollegen aus der "Grande Nation". Was das Quartett so auszeichnet, ist die große Anzahl an Einflüßen und Inspirationen. "We´re all children of the 80s", erklärt Gitarrist Laurent Brancowitz. "We wanted to take the hot burning sound of American records and give them the contemporary feel of hip hop and house". Phoenix´ musikalisches Repertoire reicht von (hauptsächlich) 70er- und 80er-Rock über Country & Western und Blues bis hin zu House; das Ganze beeinflußt von Querdenker Serge Gainsbourg und AC/DC, genauso wie von Michael Jackson oder Prince. Was in Worten ausgedrückt sehr gewagt klingt, funktioniert jedoch- alles unter einem Dach, fein abgestimmt und sorgsam dosiert, damit sich nichts spießt oder überlagert.

Das Album erinnert ein wenig an Becks letztes Werk "Midnite Vultures", ist allerdings nicht so berechnend auf den Mainstream zugeschnitten, sondern viel charmanter und frischer. Die Qualität der zehn Songs ist durchgehend gelungen, die herausragendsten sind das melodiöse "Too Young" und das locker-fröhliche "If I Ever Feel Better"; der innovativste allerdings ist "Funky Square Dance", der ruhig mit einer Country-Gitarre beginnt und sich dann zu einer schnelleren Techno-Funk-Nummer entwickelt, bis schließlich harte Riffs das Ende einläuten.

Die 1991 in einem Vorort von Paris gegründete Band bestand ursprünglich aus Sänger Thomas Mars Jr., Bassisten Deck D´Arcy sowie dem Gitarristen Christian Mazzalai. Erst 1995 stieß Christians älterer Bruder, Laurent Brancowitz, als zweiter Gitarrist dazu, nachdem er bei der Indie-Band Darlin´ aufgehört hatte. Zwei Jahre später kam die - auf dem eigens gegründeten Ghettoblaster-Label veröffentlichte - erste Single auf den Markt, mit der Phoenix rund um Paris für Aufsehen sorgten und einen Major-Plattenvertrag an Land zogen.

Selten klingt Rockmusik so vielseitig wie auf dieser Platte. Die Vereinigung verschiedenster Genres und die offensichtliche Liebe zum Detail machen "United" zu einem ausgesprochen originellen wie eingängigem Album mit Seltenheitswert. Absolut empfehlenswert.

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