Mit ihrer im Vorjahr erschienenen 4-Track-EP "Bluish" verschafften sich Uwe Walkner und Karl Möstl im Handumdrehen die Aufmerksamkeit nationaler und internationaler DJ-Kreise. "Heaven Or Hell", das soeben auf G-Stone erschienene Mini-Album, läßt die beiden Linzer noch tiefer in die Mysterien des universalen Grooves eintauchen.
Die musikalische Entwicklungsgeschichte von Walkner & Möstl begann bei der Linzer Crossover-Band Agent Orange, für die Uwe Walkner die Plattenspieler bediente und Karl Möstl als Toningineur tätig war. Schnell war ein gemeinsames Interesse an progressiver, elektronischer Musik und digitalen Produktionsmöglichkeiten gefunden, was die beiden veranlaßte, nach der Auflösung von Agent Orange an ihrem eigenen Klangkonzept weiterzuarbeiten. Trotz der Problematik des Standortes Linz ließ der Erfolg nicht allzu lange auf sich warten. Nach einem Beitrag für die Sabotage-Compilation "Five" und einem Remix für die Linzer Elektronik/Rock-Band Planet E erschien im Vorjahr ihre 4-Track-EP "Bluish" auf G-Stone Records, dem Label von Peter Kruder und Richard Dorfmeister, das unbestritten zu den renommiertesten Outlets für hochqualitative Produktionen aus Österreich zählt. Dort befinden sich Walkner & Möstl mit Tosca, dem Peace Orchestra, Kieser Velten und Stefan Mörth in bester Gesellschaft.
Auf "Heaven Or Hell", ihrer aktuellen Mini-LP, dringen Walkner & Möstl nun noch tiefer in die Mysterien des universalen Grooves vor. Die kühle, metallische Ästhetik, die auf "Bluish" vorherrschte, vermengt sich mit zahlreichen organischen Sounds und Instrumenten, was dem Gesamtbild durchaus zuträglich ist. Dubbige Bässe, Verzerrer-Effekte und polyrhythmische Patterns treffen aufeinander und schaffen einen ambient-artigen "ocean of sound", der Elemente von Musikgeschichten aller Art mittransportiert. Das Terrain, das hier durchschritten wird, hat nur flüchtige Ähnlichkeit mit dem üblen Lounge/Listening/Kaffeehaus-Gemüsegarten - es verwandelt sich nach und nach in ein wild wucherndes Dickicht aus unterschiedlichen Referenzen, durch das der Hörer sich seinen Weg bahnen muß. Denn im Gegensatz zu vielen Mitstreitern sind Walkner & Möstl niemals auf der Suche nach affirmativen Hooks und plumpen Sample-Anleihen, sondern treiben ihr Spiel mit verwaschenen Grooves, Leerstellen, Andeutungen und Tönen-zwischen-den-Tönen.
Im sanften Flow gleiten die Stücke auf "Heaven Or Hell" durch verschiedene Tempobereiche, beginnend mit dem untertourigen "Down", bis zum fulminanten Finish von "Walkin´ On Water". Nicht schwer zu erraten, welcher Art die musikalischen Einflüsse sind, auf die Walkner & Möstl sich beziehen - da wäre einmal der große Topf "Black Music", also Funk, Soul, Blues und Reggae sowie deren Derivate, dann noch eine Portion Rock und natürlich eine nicht zu leugnende Verbeugung vor der "Neuen Wiener Schule", wie von Kruder & Dorfmeister vorexerziert. Wo manche Nischenkollegen allerdings mit Samtpfötchen lustwandeln, packen Walkner & Möstl schon gerne mal festeres Schuhwerk aus. Statt kontemplativer Nettigkeit, watteweichem Wohlgefühl und klebrigem Easy-Listening-Schmus wird auf "Heaven Or Hell" auch ganz bewußt mit dunklen Atmosphären und unterschwelligen Intensitäten gespielt, was schon eine entscheidende ästhetische Differenz markiert.
Natürlich kann eine solche Herangehensweise auch als humorlos und redundant eingestuft werden. Da Walkner & Möstl aber das kleine Einmaleins der feinen Unterschiede beherrschen, immer eigenwillig und ein wenig dirty sind, ist "Heaven Or Hell" ein ziemlich symphatisches Album geworden, das es schafft, Zeitgeist-Nöte zu Tugenden zu machen. Ungeklärt bleibt nur noch die Frage, ob der Titel "Heaven Or Hell" als selbstironische Zustandsbeschreibung verstanden werden soll oder den gelungenen musikalischen Balanceact zwischen "Gut" und "Böse" beschreibt...?