Mimi Leders Gefühlsdrama "Das Glücksprinzip" lebt von einer gut durchdachten Story und glänzendem Schauspiel. Leider verpaßt der Film den richtigen Zeitpunkt für das Ende.
Nach einer Action-reichen Havarie sieht der Journalist Chandler (Jay Mohr) seinen Sportwagen in Trümmern liegen. Schon will er weinen, da kommt ein geheimnisvoller Fremder mit seinem Köter vorbei und schenkt ihm einen Jaguar. Einzige Bedingung: Chandler muß drei weiteren Leuten einen entscheidenden Dienst erweisen. Das riecht nach einer guten Story, also stellt Chandler Nachforschungen an, die ihn schließlich nach Las Vegas führen. Von dort ging dieses Schneeball-Glücksprinzip nämlich aus - und als Urheber erweist sich ein kleiner Bub namens Trevor (Haley Joel Osment).
Trevor lebt mit seiner alleinerziehenden, verschlampten, trunksüchtigen Mutter (grandios und nicht wiederzuerkennen: Helen Hunt) in einem kleinen Haus in der dreckigeren Gegend von Vegas und kümmert sich hauptsächlich um sich selbst, weil seine Mutter tagsüber schläft und nachts ihren beiden McJobs nachgeht. Das neue Schuljahr beginnt, und der neue Lehrer Eugene Simonet (Kevin Spacey) beeindruckt Trevor und die anderen Schüler von Anfang an mit seiner resoluten Güte und Intellektualität. Ungewollten Respekt verschafft dem Lehrer auch sein von Brandnarben entstelltes Gesicht. Simonet verlangt von der Klasse, Ideen zu sammeln, wie man die Welt besser machen könnte. Und so kommt Trevor auf die Idee, drei Menschen einen Gefallen zu tun, von denen wiederum jeder drei weiteren Menschen hilft usw. usf. Trevor beginnt damit, einen obdachlosen Junkie bei sich zu Hause aufzunehmen und ihm Essen zu geben. Außerdem will er einem schmächtigen Mitschüler beistehen, der häufig von den stärkeren Jungs verdroschen wird. Und schließlich will er seiner Mutter bzw. seinem Lehrer helfen, indem er die beiden miteinander zu verkuppeln versucht.
Für Trevor selbst scheint das Prinzip nicht aufzugehen. Der Junkie findet sich bald wieder voll zugedröhnt in einer Drogenbude wieder, der Mitschüler bezieht seine Dresche unvermindert weiter, und auch zwischen Simonet und seiner Mutter will es irgendwie nicht richtig klappen. Davon, daß sich Tevors Glücksprinzip wie eine Lawine im ganzen Land ausbreitet, bekommt der Junge nichts mit. Aber dann bittet Journalist Chandler um ein TV-Interview...
Die ehemalige Hollywood-Schundregisseuse Mimi Leder ("Deep Impact", "Project: Peacemaker") verknüpft in ihrem neuesten Film geschickt mehrere Handlungsstränge. Die Schicksale der Protagonisten gehen einem wirklich nahe, was auch dem glänzenden Schauspiel von Spacey und Hunt zu verdanken ist. Es gibt reichlich Platz für Spaß und Action, aber auch die Tränendrüse kommt nicht zu kurz. Leider scheitert der Film - wie so viele Hollywood-Streifen in letzter Zeit - daran, rechtzeitig zum Ende zu kommen. Immer wieder wird noch eine und noch eine Szene am Schluß angehängt, bis schließlich die ganze Güte des Films in einer finalen Kitschorgie erstickt. Eigentlich schade, denn ohne diese In-die-Länge-Zieherei wäre der Film wirklich sehr gut.
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