Die Katze läßt das Mausen nicht

"Thief: The Dark Project" bot vor einiger Zeit gehörige Abwechslung im überbuchten 3D-First-Person-Genre. Statt loszustürmen und alles abzuschießen, zählten hier die Kunst des Anschleichens und lautlosen Meuchelns. Der zweite Teil setzt dieses Erfolgsrezept mit einigen Verbesserungen fort.

Ist der Meisterdieb Garrett so etwas wie eine bessere Lara Croft, nur ohne Wonderbra? Diese Frage muß man mit einem definitiven "ja" beantworten - denn dort, wo "Tomb Raider" vor zwei Jahren aufhörte, beginnt "Dark Project II" erst. Kein anderes Action-Adventure hat es bisher geschafft, Spannungsmomente derart gezielt einzusetzen. Endlich ist wieder die große Entdeckerfreude zurückgekehrt, gewürzt mit einer Prise trickreicher Rätselkost, die aber nie frustrierend ist.

Punkteabzüge gibt es lediglich für die ziemlich veraltete Spielgraphik und die dumpfe KI der Gegner. Ansonsten macht es einfach diebischen Spaß, mit Lianenpfeilen Häuserfassaden zu erklimmen oder versteckt im Dunkel der Nacht eine nichtsahnende, vorbeiziehende Wache mit dem Knüppel niederzustrecken.

Im Gegensatz zum ersten Teil von "Dark Project" hat man die unnötigen Actionlevels beiseite gelassen und konzentriert sich voll auf das taktische Abwarten-Anschleichen-Ausschalten-Prinzip. Am Anfang der 15 Missionen bestreitet man noch "normal" seinen Lebensunterhalt; z. B. mit der Befreiung der Frau eines Freundes und diversen Einbrüchen in Lagerhäuser oder Banken. Doch im Zuge dieser Aufbesserung des Gehaltsschecks wird der Spieler immer mehr mit der mysteriösen Sekte der Maschinisten konfrontiert und gerät zu allen Überfluß auch noch mit diesen religiösen Fanatikern und vor allem ihren dampfbetriebenen Robotern aneinander. Doch die sind nicht das einzige Hindernis auf der Bahn zum Erfolg. Der neue Sheriff in der Stadt, Goman Truart, möchte nämlich nicht nur allen anderen Verbrechern ans Leder, sondern natürlich auch unserem geliebten Meisterdieb Garrett. Die Story ist packend und wird im Stile eines großen Meisterdiebs vorangetrieben: durch Lauschen und das Studieren verschiedener Schriftrollen.

Wer Teil eins mochte, wird die Fortsetzung lieben, denn es ist einfach eine großartige Abwechslung, einmal nicht durch ein Spiel rennen zu müssen, sondern sich leise anschleichen zu dürfen. Leider kann die Graphik ganz und gar nicht mit dem tollen Spielprinzip mithalten - zu klobig sind die Gegner und zu trist die Wandtexturen. Trotzdem bleibt zu hoffen, daß die Designer von Looking Glass nicht denselben Fehler begehen wie die Lara-Hersteller Core Design. Beim nächsten Mal sollten sie wirklich eine bessere Graphik hinzaubern, denn noch einmal wird man ihnen diese Schlamperei - im wahrsten Sinne des Wortes - nicht abkaufen. Bei "Dark Project II: The Metal Age" zahlt sich die Investition jedoch unbedingt aus.

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