Den cineastischen Kugeltwist oder die perfekt choreographierten Kung-fu-Schlachten aus Hongkong kennt man ja schon zur Genüge. Diesmal gibt´s stattdessen eine geballte Ladung Spannung in Form eines Vampirkrimis. Dracula-Freunde werden in "Temutma" ihre Überraschungen erleben.
Schon mal von der Walled City in Kowloon gehört? Dort, wo sich jetzt ein schön "authentischer" chinesischer Park ausbreitet, war noch vor ein paar Jahren eines der zwielichtigsten Stadtviertel Hongkongs zu finden, das so dicht besiedelt war, daß es mehr an einen lebenden Organismus erinnerte als an Stück reiner Infrastruktur.
Als in der Hongkonger Villengegend eine der einflußreichesten Gwailo-Familien der Stadt auf mysteriöse Art und Weise ermordet wird, erwarten Superintendent Michael Scott eine ganze Menge Probleme. Abgesehen davon, daß ihn seine Vorgesetzten mächtig unter Druck setzen, muß er sich auch noch den Kopf darüber zerbrechen, warum in den Leichen kein Tropfen Blut mehr zu finden ist. Als dann ein paar weitere Morde passieren und die Boulevard-Presse Blut geleckt hat, ist die Katastrophe perfekt. Fast. Wie sich herausstellt, wurde durch den geplanten Abriß der Ummauerten Stadt und den daraus resultierenden Rummel ein uraltes Monster aus seinem vierzigjährigen Schlaf erweckt - und ist natürlich ganz schön hungrig.
Inmitten eines wahren Sumpfs aus Korruption und Verbrechen muß Scott nun den Einwohnern von Kowloon im wahrsten Sinne des Wortes den Hals retten. Dabei wird er mit einem Gegner konfrontiert, gegen den die ortsansässigen Triaden wie ein Kindergarten erscheinen.
In den letzten Jahren gab es wohl kaum einen Vampirroman, der sich spannender liest als "Temutma". Der literarische Blockbuster aus Hongkong präsentiert sich als gut abgestimmte Mischung aus typischen Krimi-Elementen, gewürzt mit einer kräftigen Prise Horror. Hat man die ersten paar Seiten erst einmal hinter sich gebracht, kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen, bis auch die letzte Seite mit Haut und Haaren verschlungen ist.
Statt uns mit einer erneuten Variation des Pop-Blutsaugers zu langweilen oder mit dem im Hongkong-Film üblichen herumhüpfenden Vampir zu belustigen, besinnen sich die Autoren auf den ursprünglichen, den alten Legenden entsprungenen Vampyr zurück, der bei etwaigen Knoblauchexzessen oder dem Anblick christlicher Symbole nicht einmal mit der Wimper zuckt. Der hervorragend übersetzte Roman rund um Temutma packt den Leser sofort und schafft es auch, die Spannung aufrechtzuerhalten, da die Autoren bei der Schilderung der Ereignisse kein Wort verschwendet haben. Wer hätte gedacht, daß die Heimat Jackie Chans und John Woos auch auf literarischer Ebene soviel zu bieten hat?! Bleibt nur zu hoffen, daß recht bald Nachschub aus dieser Richtung serviert wird - denn "Temutma" zählt zweifelsfrei zu den interessantesten Romanen des Jahres und verschafft ganz nebenbei dem beinahe zu Tode geschriebenen Vampir-Genre wieder neuen Raum zum Atmen.
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