Nach der originalen "Star Trek"-Serie, den "Avengers" ("Mit Schirm, Charme und Melone") und demnächst - im Sommer - auch den "X-Files", hat eine weitere interessante Serie den Weg auf DVD gefunden: "Stargate".
Der drei Jahre nach dem Kinofilm "Stargate" (1994) von Roland Emmerich gestartete TV-Ableger wird vom US-Pay-TV-Kanal Showtime finanziert, der vorerst vier Staffeln (= 88 Episoden) eingeplant hat. Godzilla-Mörder Emmerich hat mit der Serie, die auf dem Szenario des Kinofilms basiert, nichts zu tun: MGM hat ihn ausbezahlt und die Produktion in die eigenen Hände genommen.
Nach einem Video-Release bei Warner Home Video (mit leichtem Zeitabstand sowohl als Verleih- als auch als Kaufvideo) hat nun die DVD-Vermarktung des Science-Fiction-Spektakels begonnen. Während MGM auf dem ersten Volume der deutschen Code-2-Ausgabe auf das "Best of"-Prinzip setzt, geht die amerikanische Code-1-DVD methodisch vor und bringt die einzelnen Episoden in chronologischer Reihenfolge. Beide Scheiben starten mit der Pilotfolge "Children of the Gods" (auf neudeutsch: "The New Mission"; alle weitere Fragen richten Sie bitte direkt an den Übersetzer bei Warner (Adresse siehe linke Spalte).
Zur Handlung: Colonel O`Neill (im Film dargestellt von Kurt Russell) hat sich in den Ruhestand verabschiedet. Er wird allerdings mit dem Gesicht von MacGyver-Darsteller Richard Dean Anderson reaktiviert, als Außerirdische im ebenfalls stillgelegten Stargate erscheinen und ein Blutbad anrichten. Die im Kinofilm bereiste Welt Planet Abydos, auf der Ra - ein außerirdisches Wesen, das als ägyptischer Sonnengott in die irdische Mythologie einging - getötet wurde, scheint nicht die einzige mit einem Sternentor zu sein. Um weitere Zwischenfälle auszuschließen und die Möglichkeiten der Nullzeit-Brücke zu anderen Welten zu erforschen, richten die Militärs ein geheimes Stargate-Kommando ein, zu dessen Chef O`Neill ernannt wird. Ra war nicht der einzige seiner Art - andere Gua´ulds sehen ihr Imperium durch die Menschen gefährdet und rüsten zum Gegenschlag.
Den Drehbuchautoren stehen durch das offene Konzept von "Stargate" alle Möglichkeiten offen: Während sich die Bedrohung durch die mächtigen Gua´ulds im Hintergrund manifestiert, bleibt genügend Platz für Einzelabenteuer. Die wöchentliche Themenbandbreite von "Stargate" erstreckt sich von Besuchen auf fremden Planeten - die sich durch eine extrem kleine Population und einen Wald auszeichnen, der verblüffend dem "Greater Vancouver Regional District Seymour Watershed" ähnelt -, über Intrigen und Verschwörungen in den eigenen Reihen bis hin zu handfester Hardcore-SF. Kleine Unstimmigkeiten in der Handlung und eine "Umtypisierung" der Figuren seien den Machern nach über 40 auf Video erschienenen Folgen verziehen - "Stargate" versteht sich nicht als "ernsthafte" Serie mit Botschaft (wie etwa "Star Trek"), sondern will unterhalten - und diesen Job erledigt Anderson meist so routiniert und kurzweilig, daß einzelne Folgen abendfüllende Qualitäten zeigen. Detail am Rande: Gleich die erste Folge präsentiert eine der wenigen Nacktszenen des im wesentlichen recht prüden US-Fernsehens; dafür hat die US-DVD dann auch ein "R" bekommen und ist somit erst ab 18 erlaubt. Die deutsche Fassung gibt sich hinsichtlich Altersfreigabe etwas differenzierter: DVD 1 mit dem Pilot ist ab 18 freigegeben, DVD 2 hat eine PG-Wertung (für: Parental Guidance) - und auf der Packung steht der gute Durchschnitt, nämlich FSK 16.
Von der Ausstattung her so gut wie identisch, richtet sich die US-Fassung an Komplettsammler, denen es ein Anliegen ist, die gesamte Serie chronologisch geordnet im Regal stehen zu haben. Die deutsche Variante hingegen konzentriert sich auf "Highlights", die allerdings in einer nicht wirklich gelungenen Mixtur veröffentlicht werden. Denn die an sich gute Idee, den Pilot sowie den Mehrteiler "Die Invasion" in einer Compilation herauszubringen, krankt an einem winzigen Detail: Die zweite Silberscheibe enthält nur die ersten drei Episoden von "Invasion" (zugleich die letzten Folgen der ersten Staffel). Da ist der Gedanke an Beutelschneiderei nicht weit, zumal auf dem Cover jeglicher Hinweis auf einen vierten Teil, mit dem die zweite "Stargate"-Season beginnt, fehlt. Wer erfahren will, wie die Erde mit der Gua´uld-Flotte in der Umlaufbahn fertig wird, muß irgendwann ein zweites Mal in den Geldbeutel greifen - und diese Erkenntnis ist um drei Uhr morgens auf der Couch besonders lustig.
Interessant sind die DVD-Ausgaben allerdings nicht etwa wegen des opulenten Beiwerks - es gibt keines, weder TV-Trailer noch "Making of" noch Produktionsnotizen -, sondern wegen des Bildformats. Während Videorelease und Fernsehausstrahlung im Vollbild erfolgten, ist die "Stargate"-Serie auf DVD erstmals im originalen 16:9-Format zu sehen. Das ansprechende "Cinemascope"-Bild, das Kameraarbeit und Special-effects besser zur Geltung bringt, ein hochwertiger Bildtransfer und guter Dolby-Ton (wahlweise in Dolby 2.0 Stereo oder Digital Surround) sind gute Gründe, zur DVD anstelle der Videocassette zu greifen. Die deutsche Code-2-Ausgabe enthält auch eine englischsprachige Tonspur; die US-Version kann zwar nicht deutsch, dafür aber französisch und spanisch. In beiden Fassungen kann zwischen der Wiedergabe der kompletten Episode, einzelnen Szenen und dem Audio-Setup gewählt werden - das Menü, ein interaktives "Stargate", macht mangels Features allerdings einen ziemlich schlichten Eindruck.
Wenn Sie ausschließlich Wert auf originale Sprachwiedergabe legen, sei Ihnen die Code-1-US-Version empfohlen (erhältlich im Internet-Versand, beispielsweise via Amazon. Zwar enthält auch die deutsche Code-2-Fassung eine englische Tonspur, durch die willkürliche Zusammenstellung handelt sie sich jedoch nur wenig Sympathie ein. Sie ist stattdessen symptomatisch für den etwas hilflosen Umgang deutscher Videoverleiher mit TV-Serien, die zwar für einen schnellen Top-Titel gut sind, aber nur selten als vollwertiges Programm verstanden werden.