David Gordon Green ist für seinen Debütfilm "George Washington" mit Mike Leigh und Terence Malick verglichen worden. Sein verwirrendes Straßenkinderdrama erreicht aber nur ansatzweise deren Größe.
Eine muß man Regisseur Green lassen: Die ersten fünf Minuten seines Regie-Erstlings "George Washington" bleiben einem nachhaltig im Gedächtnis. Gemächlich, meditativ und mit einem Gespür für Schönheit zieht die Kamera durch die heruntergekommenen Gegenden einer Südstaaten-Kleinstadt, vorbei an Pennern und Autowracks, begleitet von einem sinnlichen, surrealistischen Klangteppich. So stark ist die Wirkung dieser Szenen, daß man sich sofort ganz in den Film hineingezogen fühlt und vor lauter Erwartungshaltung beinahe die Haare zu Berge stehen. Dann lernen wir die Protagonisten kennen - die Straßenkinder Nasia, George, Buddy, Damascus, Vernon und ihre nähere Umgebung. Sie alle sind Kinder, manche jünger, manche älter, aber keiner von ihnen wirklich bereit, sich auf die Welt der Erwachsenen einzulassen. Trotz aller Armut ist die Welt für sie noch ein Ort der Wunder; die Kids treiben sich in leerstehenden Gebäuden und auf Verladeplätzen herum, spielen kindliche Spielchen, schlagen die Zeit tot. An einem ganz normalen Nachmittag ereignet sich dann eine Tragödie: George, geschubst von seinen Freunden, rutscht auf dem Fließenboden einer öffentlichen Toilette aus und erleidet eine tödliche Kopfverletzung. Von nun an ist das Leben der restlichen Kinder ziemlich ernst: Sie verstecken die Leiche und versuchen, den Todesfall zu vertuschen...
Das alles klingt nach einem wirklich interessanten Film, aber abgesehen von der Schönheit der Bilder ist Green wenig Konsistenz gelungen. Anstatt ihnen näher zu kommen, wird die Distanz des Zusehers zu den Hauptfiguren mit jeder Minute größer. Der Erzählrhythmus des Films ist ebenfalls überaus verwirrend. Vor allem aber fällt es im Verlauf des Streifens immer schwerer, irgendwelche Aussagen oder Anliegen herauszufiltern.
Wahrscheinlich müßte man "George Washington" mehrmals ansehen, um wirklich alles mitzukriegen, was in diesem Film steckt. Vielleicht hat Green in nahezu genialer Weise visualisiert, wozu die Welt in Kinderaugen verkommt, wenn man den Kleinen den Zauber nimmt und sie zu brutal in die traurige Realität des Alltags stößt. Aber vielleicht ist der Film ganz einfach nur fehlerhaft gemacht. Da muß sich wohl jeder sein eigenes Urteil bilden.
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