USA 2000
Genre:
Sachbuch
Autoren:
Bill Lessard &
Steve Baldwin
Verlag:
Deutsche
Verlags-Anstalt
(Stuttgart,
München 2000)
in dt. Sprache
270 Seiten
Wertung:
Weblinks:
Netslaves-Homepage
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Von außen sieht das Web aus wie eine strahlend neue, reibungslos-digital funktionierende Geldfabrik. Wenn man mittendrin steckt, erlebt man jedoch genauso absurde Geschichten wie jeder andere Arbeitnehmer. Und die kann man jetzt in "Computersklaven" nachlesen.
Momentan sieht es ganz so aus, als sei das Wort "Web" ein Synonym für das Wort "Börse". Stimmt auch irgendwie, aber eben nicht immer. Natürlich macht es keine gute Laune, denen zusehen zu müssen, die den Hype gnadenlos für sich und ihre Börsenbrieftasche mißbrauchen. Umso wichtiger ist es, daß wir uns im Web angewöhnen, lieber zweimal zu klicken als einmal wegzusehen.
Die amerikanischen Autoren Bill Lessard und Steve Baldwin haben ziemlich genau hingeschaut und vieles, was ihnen so begegnete - nicht nur im Web, sondern ganz besonders im "richtigen Leben" - in dem Buch "Computersklaven" für uns zusammengefaßt. Der eine betätigt sich seit ein paar Jahren als Fachjournalist, der andere war in der Steinzeit des Internet selbst Computersklave; die beiden wissen also aus eigener Erfahrung, worüber sie da schreiben. Ihre "Reportagen aus der Ausbeuterfirma Internet", so der Untertitel des Bandes, sind Einzelfälle, die stellvertretend für das Schicksal von vielen stehen. Hier treffen wir u. a. auf Müllmänner, Strichmädchen, Sozialarbeiter, Cowboys, Abzocker, Priester und Raubritter. All diese Gestalten gibt es wirklich in der digitalen Welt, und all diese Schicksale haben sich im RL (Real Life) ereignet. Im Buch tragen die Personen und Firmen zwar andere Namen, aber wer sich ein bißchen auskennt, weiß schon, von wem die Rede ist. Doch eigentlich ist das gar nicht weiter wichtig, sonder nur ein kleiner Insider-Joke. Entscheidend ist vielmehr, daß die Autoren die Sicht auf die Programmierer, Designer, Webmaster, Netzwerk-Administratoren, Computer-Tüftler, Redakteure und andere öffnen, die das WWW überhaupt erst ermöglichen. Ohne die stetige Basisarbeit dieser Menschen wäre das Web nur ein großes schwarzes Loch. Zu verstehen, wie ihr Alltag aussieht, wie sie leben, arbeiten und oft auch leiden, hilft uns, auch das Medium Internet etwas besser zu verstehen. Denn: Die größte (Inter-) Aktivität, die es im Web gibt, ist die, die zwischen den Menschen stattfindet.
Wem diese - an sich - bittere Pille, die der "Long Boom" mit sich bringt und die es zu sehen, aber nicht zu schlucken gilt, in Buchform nicht ausreicht, der findet auf der ebenso amüsanten und klugen Website der Autoren eine konzentrierte Fortführung der Ereignisse.
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