Darauf spuckt der König

Die Spielumsetzung des Kinofilms "Ein Königreich für ein Lama" zeichnet sich durch einwandfreies Handling, intelligentes Leveldesign und zuckerlbunte Graphik aus - also eine echte Konkurrenz für den kleinen Drachen.

Das neueste Disney-Jump´n´Run spielt (wie der Film) in einem fiktiven Inka-Reich. König dieses Imperiums ist der 18jährige Kuzco, ein Widerling, wie er im Buche steht. Als er seine Beraterin - die Hexe Izma - feuert, beginnt der Ärger. Sie und ihr etwas trotteliger, aber muskelbepackter Assistent Kronk wollen den jungen Herrscher um die Ecke bringen. Beim zu diesem Zweck ausgewählten Zaubertrank geht jedoch etwas schief, und Kuzco verwandelt sich in ein Lama, anstatt zu sterben. Das Spiel beginnt, als der Held in der Gestalt des spuckenden Tiers erwacht und mit Hilfe seines liebevollen Begleiters Pacha versucht, wieder er selbst zu werden.

Die Aufgabe des Spielers besteht darin, das Lama sicher durch acht verschiedene Welten zu steuern, von denen jede einzelne wieder aus drei bis fünf Kapiteln besteht. Die Steuerung beschränkt sich genretypisch auf zwei Tasten - einen Sprung- und einen Angriffsknopf. Mit beiden erwehrt sich das Lama seiner Haut, wenn unterwegs die Gegner zu aufdringlich werden; so weit also nichts Neues. Interessant wird die Sache erst durch die Sprinttaste, die man bereits aus den "Spyro"-Games kennt. Bei "Ein Königreich für ein Lama" braucht man im Gegensatz dazu aber ständig neue Energie, weil Kuzco sonst die Luft ausgeht. Diese Kraft findet man unterwegs in Form kleiner, goldener Lamasymbole, die den Spielhelden bei Berührung wieder erfrischen. Dadurch lassen sich einige nette kleine Level-Ideen verwirklichen - wie z. B. Türen, die nach Betätigung eines Schalters geöffnet werden und sich schon nach wenigen Sekunden wieder schließen. Der einzige Weg, da durchzukommen, besteht darin, zielsicher eine bestimmte Abfolge von Lamasymbolen zu erreichen und ohne Fehler ins Ziel zu sprinten.

Das Leveldesign und die zu lösenden Aufgaben sind abwechslungsreich, wobei sich die eigentlichen Hüpfpassagen in Grenzen halten. Viel wichtiger sind das kluge Kombinieren von Gegenständen und das Lösen von Rätseln. Das Highlight des Spiels ist jedoch eine Achterbahnfahrt der besonderen Art. Bei dieser Geschicklichkeitsprüfung verfolgt der Spieler die böse Izma in die Katakomben des königlichen Palasts. Nur wenn man den eigenen Minenwagen sicher durch den irre schnellen Höllentrip steuert und die Bahn optimal ausnützt, kommt man ans Ziel. Richtungspfeile beschleunigen das Gefährt, auf Sprungpunkten katapultiert es den Spieler in die Luft, und die einzige Chance, nicht aus einer Kurve zu fliegen, besteht darin, diese punktgenau zu erwischen. Das Gemeinste aber sind die "Richtungswechsler" - fährt der Wagen über einen dieser Punkte, dreht sich der Wagen um 180 Grad, und die Steuerung ist plötzlich auch verkehrt.

In "Ein Königreich für ein Lama" steht Abwechslung auf der Tagesordnung - sei es, daß man durch wildes Tastendrücken vor einer Horde wildgewordener Pumas davonlaufen, ein treibendes Floß durch einen reißenden Fluß steuern oder als Häschen mit Helikopterohren umherhoppeln muß. Graphisch kann man an dem Spiel eigentlich nur die gelegentlichen Clipping-Fehler bemängeln, die dem Spielspaß jedoch keinen Abbruch tun und über die man aufgrund der bunten und detaillierten Level hinwegsehen kann. Ab und zu hat die Kamera Probleme, sich optimal zu positionieren, doch das läßt sich von Hand wieder nachjustieren. Die eindrucksvollsten Elemente sind jedoch die wirklich professionelle Synchronisation des Spiels und die sehr schön gestalteten Zwischensequenzen aus dem Kinofilm.

Trotz des gewöhnungsbedürftigen Titels liegt damit endlich eine Kinoumsetzung vor, die man sich getrost kaufen kann, um damit ein paar kurzweilige Stunden zu verbringen.

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