Mission im Arsch?

Tim Robbins und Gary Sinise sind die Anführer der cineastischen Marsmission von Brian De Palma - dem SF-Debüt des Regisseurs, der eigentlich mit großartigen Hitchcock-Rip-offs bekannt wurde. Christian Fuchs sah den ersten Big-Budget-Golden-Turkey des neuen Jahrtausends.

Ein De-Palma-Film, produziert von der Disney-Firma Touchstone? Eigentlich sollten da schon alle Alarmglocken läuten, meinte berechtigterweise das Netmagazin "Film Threat". Schließlich wimmelt es in De Palmas besten Filmen vor fieser Gewalt, nackter Haut, unkorrekter Sprache und finsteren Regieeinfällen. Brian De Palma und familienfreundliches Kino, das ist wie Feuer und Wasser.

Andererseits haben "The Straight Story" von David Lynch oder "Kijukiros Sommer" von Takeshi Kitano eines bewiesen: Auch die dunklen Männer des Kinos haben noch einen Zugang zu unschuldigen Stoffen. Gut, De Palma und Disney, versuchen wir´s also...

Wir schreiben das Jahr 2020. Die NASA hat gerade ihre erste bemannte (und befraute) Raumfahrtmission zum Mars geschickt. Eben auf dem roten Planeten gelandet, ereilt die Crew der "Mars 1" eine Katastrophe, als ein tornadoartiger Sturm drei von den vier Astronauten hinwegfegt. Funkstille. Also wird noch ein zweites Raumschiff losgeschickt, um den einzigen Überlebenden - "Boogie Nights"-Star Don Cheadle - zu bergen.

Ein Dreivierteljahr später nähert sich die "Mars 2" ihrem Ziel, bis erneut eine Serie von gefährlichen Unglücksfällen passiert. Es scheint, daß die Urheber nicht unbedingt menschlichen Ursprungs sind.

Stop. Genug. Wer sich näher für den Inhalt interessiert, sollte einfach Stanley Kubricks 2001 aus dem Videoregal hervorkramen. Mehr als ein armseliges Remake dieses Klassikers hat Brian De Palma nämlich nicht zustandegebracht. Armselig steht hier auch für: extrem peinlich, grauenhaft patriotisch, unfaßbar reaktionär, unfreiwillig komisch. Wozu die lächerlichsten Computereffekte der Filmgeschichte auch ihren Teil beitragen. Taucht am Ende endlich die Erlösungsgestalt in Form eines unfaßbar schlecht animierten Alien auf, direkt einem letztklassigen Computergame entsprungen, möchte man die Versager von ILM auf dem Mars aussetzen, natürlich ohne Sauerstoffreserven.

"Mission to Mars" bestätigt wieder mal eine uralte Kritikerweisheit: De-Palma-Filme sind nur dann sehenswert, wenn der Regisseur seinem Idol Alfred Hitchcock auf der Spur ist. Wir reden hier von Suspense-Klassikern wie "Body Double", "Sisters" oder "Dressed to Kill"; oder, ein wenig weiter vom Hitchcock-Terrain entfernt, von großartigen Mafiadramen wie "Scarface" oder "Carlito´s Way". De Palma und das Thrillergenre gehören zusammen. Punkt.

>Geht der Regisseur andere filmische Pfade, endet das meist in einem Desaster. Das öde Vietnamdrama "Casualties of War" gehört zu dieser Kategorie, genauso wie der stinklangweilige "Mission Impossible" oder eben "Mission to Mars". Da kann Tim Robbins ebensowenig dran ändern wie die (in der ersten Hälfte) nett anzuschauenden Dekors, Raumanzüge und Sternenhimmel. Mission im Arsch.
"ET" war dagegen ein echter Schocker.

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Gary Sinise und zwei andere im ausserirdischen 3D-IMAX-Kino auf dem Mars (oben).