Ein Rollenspiel für die Dreamcast? Gibt´s nicht, sagen die meisten. Gibt´s aber doch - und was für eines! Der Nachfolger des legendären "Grandia" für den ehrwürdigen Saturn und die Playstation erscheint auf der Dreamcast in einem ganz neuen Licht.
Okay, okay! So ganz neu ist das Licht nicht, vor allem, wenn man die Story von "Grandia II" bedenkt. Diese läßt sich nämlich ohne größere Probleme in einigen Worten zusammenfassen: "Muß dorthin gehen, das einsammeln, dies machen und den hauen!" Von der hervorragenden Geschichte des japanischen ersten Teils, gespickt mit mystischen Andeutungen und Geheimnissen, die das Spiel auch für Kenner der japanischen Sprache recht schwierig machten (Häh? Was soll ich machen? Wo ist mein Wörterbuch?), ist leider nicht viel übriggeblieben. Anhand der Brillanz des restlichen Spieles ist das zwar nur ein kleines Manko, aber immerhin.
Das ganze Spiel erstrahlt in einer Pracht, die einer 128-Bit-Konsole wahrlich würdig ist: feinstes 3D mit butterweichem Scrolling, ohne irgendeine Art von Pop-ups, Slowdown oder sonstigen Grafikfehlern. Die Figuren sind wunderschön gerendert und animiert, was vor allem bei den Kampfszenen oft ungläubiges Staunen bei Zuschauern hervorruft.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Spielen ist das Voice Acting von "Grandia II" nahezu perfekt. Die Sprecher verstehen es wirklich, ihre Texte überzeugend darzubieten, ohne daß das Spiel ins Lächerliche ausufert. Auch der Sound kann mehr als überzeugen. Kernige Kampfgeräusche dröhnen aus den Boxen, während in stilleren Momenten sanfte, trügerisch ruhige Klänge dargeboten werden.
Das Highlight bei "Grandia II" ist aber mit Sicherheit das geniale Kampfsystem. Zunächst wäre hier zu erwähnen, daß es in diesem RPG keine nervigen Zufallsbegegnungen gibt, da man beim Herumstreunen die Monster schon aus der Ferne sieht und sich überlegen kann, ob man angreifen will oder nicht. Im Kampf selbst sollte man dem "IP Meter" besondere Aufmerksamkeit schenken. Dabei handelt es sich um eine Anzeige, die Informationen darüber enthält, wann welcher der Beteiligten (Freund & Feind) in den Kampf eingreift. Durch Beobachtung der Feinde und ihrer Handlungen lassen sich mittels "IP Meter" schnell effektive Strategien entwerfen. Eine weitere Innovation bei "Grandia II" ist, daß im Kampf nun auch die Entfernung zum Gegner eine Rolle spielt. Falls eine Figur zu weit weg ist, kann es passieren, daß sie nach dem Angriff nicht mehr weit genug fliehen kann, oder - was noch viel schlimmer ist - eine Attacke in den Rücken kassiert. Beides kann ziemlich böse enden.
"Grandia II" bleibt nur ein kleines bißchen hinter dem ersten Teil für den Saturn zurück - doch dieses Meisterwerk zu toppen, wäre nur sehr schwer möglich gewesen, da "Grandia" allgemein als das beste Konsolen-RPG der Welt gilt. Für Dreamcast-Besitzer ist der zweite Teil trotzdem ein absoluter Pflichtkauf.
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