Mit dem Aufkommen von Übersetzungs-Software ging den professionellen Übersetzern ordentlich der Reis: Wird man uns noch brauchen, wenn einmal überall dieses Teufelszeug installiert ist? Nun, die Ängste waren unbegründet. Der beste Beweis ist diese kurzweilige Sammlung digitaler Stilblüten.
Wer jemals über einer dieser seltsamen Bedienungsanleitungen für Videorecorder oder ähnlichen Mysterien gebrütet hat, kennt die bange Frage: Wovon zum Teufel reden die? Und: Ist das irgendeine seltsame Form von Rotwelsch oder gar Xibergisch? Die Übersetzungsmaschine von Altavista warnt ihre Nutzer daher gleich vorsorglich: "Avoid idiomatic expressions. Babelfish does not translate them very well yet." Wobei es aber nicht nur an der Idiomatik hapert...
Die Grundidee des Buchs ist einfach: Man nehme einen bekannten Text, lasse ihn ein paar Mal in verschiedene Sprachen hin- und rückübersetzen und sehe, was dabei herauskommt. Eines wird aus den Ergebnissen deutlich: Computer sind Ketzer. Die Texte der Bibel werden auf derart blasphemische Weise verunstaltet, daß man eine ganze Sekte darauf aufbauen könnte. So lautet das 7. Gebot, das hier "Bedingung" heißt, auf Neudeutsch: "Sie sollten nicht Fliege." Und in der "1. Bedingung" stellt sich der Oberboß kurz und bündig vor mit den Worten: "Ich bin, Herr, Ihr God."
Auch mit den Werken der Weltliteratur springen Babelfish und Altavista nicht gerade zimperlich um. Aus der Schiller-Ballade "Der Taucher" wird da kurzerhand "Der Spulenkern", in der "Glocke" wird eifrig mit Elektroden und Kränen gewerkelt, und der Erlkönig - erfährt man - interessiert sich gar nicht wirklich für des Knaben schöne Gestalt; in Wirklichkeit hat er es auf sein Formular abgesehen! Da tun sich Abgründe auf.
Natürlich ist das Bändchen nicht mehr als das Produkt eines verspielt-vergnüglichen Nachmittags. Aber es beschert einem immerhin einen ebensolchen - insbesondere dann, wenn man es in Gesellschaft liest. Und für den Sprachenkenner empfiehlt sich quasi eine "kriminalistische" Lektüre, d. h. von hinten nach vorn. Man freut sich halt doch, wenn man ein wenig gscheiter ist als der Computer und sieht, wo sich der Fehler eingeschlichen hat. Der hat dafür einige Weisheiten auf Lager, z. B.: "Viele Köche beschädigen die Luftblase!"
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