Das Leben ist ein Witz

Es gibt Wichtigtuer-Biographien, deren Verfasser so tun, als folge ihr Leben einem göttlichen Heilsplan. Wer davon die Nase voll hat, der möge sich Sedaris´ Autobiographie in Anekdoten und Kurzgeschichten zu Gemüte führen. Der Mann kennt keinen Genierer und macht sich erbarmungslos über seine Person und Umwelt lustig. Und so manche Episode hat Wiedererkennungswert.

David Sedaris ist alles andere als ein strahlender Held. Er ist vielmehr das, was die Psychologen etwas umständlich als "Anstrengungsvermeider" bezeichnen. Gibt es Schwierigkeiten, dann verzieht er sich und überläßt anderen das Feld. Das beginnt schon in der Schule: So sehr man sich auch plagt mit ihm, es will einfach nicht gelingen, ihm sein hartnäckiges Lispeln abzugewöhnen. Der junge David, der darin eines der verräterischen Symptome seiner Homosexualität sieht, meidet fortan sämtliche Wörter mit "s". Da dies eine ganze Menge sind, befleißigt er sich bald einer geradezu barock anmutenden Sprache.

Als er später in die Normandie zieht und daher Französisch lernt, ist es ähnlich: Da er sich das Geschlecht der Wörter (männlich oder weiblich) nicht merken kann, verwendet er jedes Wort im Plural. Was dazu führt, daß er alles in der Mehrzahl kauft, vom Kotelett bis zur Stereoanlage.

Schriftstellerbiographien folgen normalerweise einem bestimmten Muster: Die Autoren versuchen Ordnung in ein im Grunde chaotisches Leben hineinzukonstruieren und tun so, als wäre alles nichts weiter als der direkte Durchmarsch zum Nobelpreis gewesen. Darauf kann Sedaris verzichten. Er fügt disparate Geschichten und Anekdoten zusammen, die nur eines gemeinsam haben: er selbst oder Mitglieder seiner Familie stehen im Mittelpunkt. So erzählt er unverblümt von seiner mißglückten Karriere als Konzept- und Performance-Künstler, die ein jähes Ende nahm, als ihm sein Speed-Lieferant abhanden kam. Er berichtet von seiner Zeit als Möbelpacker unter einem marxistischen Chef und von seinen Tagträumen, in denen er irgendwie aussieht wie die Lewinsky und als Praktikantin im Weißen Haus arbeitet.

Einige recht aufschlußreiche Geschichten handeln von den Fährnissen des täglichen Lebens - z. B. davon, was man machen soll, wenn man bei Gastgebern aufs Häusl geht und dort mit einem "Mordskerl" konfrontiert wird, der sich einfach nicht hinunterspülen lassen will: am besten, man gerät in Panik.

Zum Unterhaltsamsten gehören aber sicherlich die Erzählungen übers Französischlernen. Und die in eben dieser Sprache geradebrechten Definitionen von Weihnachten: "Es ist eine Party für die kleine Junge von Gott, die heißt Jesus, und ... ach, Scheiße." In diesem Sinne: eindeutig eine Leseempfehlung!

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Über den Autor:
David Sedaris wurde 1956 im Bundesstaat New York geboren. Zur Zeit lebt er in Paris und der Normandie. Weiters im Haffmans-Verlag erschienen sind "Fuselfieber", "Nackt" und "Holidays on Ice". Alle drei Bücher wurden - ebenso wie die titelgebende Geschichte in "Ich ein Tag sprechen hübsch" - von Harry Rowohlt übersetzt. Mehr über Sedaris´ Leben, seine seltsamen Phobien und Ansichten ist im besprochenen Buch zu erfahren.