Räder, Rotz und Rockerbräute: Im CD-ROM-Laufwerk des PCs flitzt "Demons On Wheels" - das aktuelle Album der US-Combo The Demonics - unzählige Male um die eigene Achse. Obwohl dieses wahrhaft räudige Werk aus dem Jahr 2000 stammt, drängen sich vertraute und längst vergessen geglaubte Sixties-Klänge aus dem Soundsystem.
Bereits beim ersten Kracher weitet sich das Auge des Garage-Punk-Fans - vor allem das geistige, denn plötzlich fegt der Film zum Soundtrack in die Pupille. Und so ist´s ja auch gedacht...
Selbst auf die Gefahr hin, jetzt den Stempel "ignorant" aufgedrückt zu bekommen, muß davon ausgegangen werden, daß diese Band bis dato nicht nur den beiden Rezensenten, sondern auch der überwiegenden Mehrheit illustrer Freunde kreischender 60s-Gitarren völlig unbekannt war und ist. Schade eigentlich, denn die "Dämonischen" haben - zumindest was diese Silberscheibe angeht - nur einen einzigen "Fehler": Das Album wurde ca. 35 Jahre zu spät veröffentlicht.
Damals in den Sechzigern hätte man sich mit diesem Sound sicherlich leicht neben Garagenbands wie Mourning Reign und Precious Few, aber auch neben Rock´n´Roll-Superstars vom Kaliber Steppenwolf und Co. etablieren können. Die Kalifornier bieten haargenau jenen geradlinigen, energiegeladenen, punkigen Rock, nach dem ein bekennender MC5-Fan giert wie ein Verhungernder nach Nahrung.
Und nun zu den Lyrics - sie beweisen, daß diese Art von Musik schon immer hervorragend zum Themenkreis "Teufelskerle" gepaßt hat: "Easy Riders", also Biker (und Bikerinnen) auf schweren Maschinen, beflügeln ja schon seit Jahrzehnten die Phantasien derer, die auf ihren elektrisch verstärkten Musikinstrumenten ähnliche Geschwindigkeiten fahren und dabei mindestens die doppelte Lautstärke erreichen (Ätsch!) wie die "heißen Eisen". However: Motive von Menschen auf viel zu schnellen Rädern ziehen sich wie ein roter Faden durch die Texte. Dieser Umstand ist nicht weiters verwunderlich. Dem Inlay ist zu entnehmen, daß es sich bei diesem ungeschliffenen musikalischen Juwel um einen rockigen Tribut an die Biker-B-Movies der Sechziger handelt - der posthume Soundtrack zum ausgestorbenen Genre also. Weiters wird man via Booklet aufgefordert, seine Maschine (so man eine hat) zu starten, um zusammen mit den Demonics und ihren bissigen Tunes früher oder später in einem Bauernkaff zu landen und dort seiner ungezügelten Zerstörungswut freien Lauf zu lassen - also genaugenommen nix für Pazifisten und ähnliche Weicheier (da wollen sich die Herren Rezensenten jetzt gar nicht ausnehmen). Trotzdem mag die imaginäre Brachialpraxis mit Hilfe von Durchstartern wie "Race Against Dawn" oder "Pure Hell" (welch primitiv cooler Titel!) durchaus gelingen. Wer´s weniger brutal mag, kommt übrigens auch auf seine Rechnung; vor allem Freunde des Westcoast- und Surf-Punk-Sounds: So wie der aus den Boxen dröhnt, könnte man annehmen, die guten alten Ramones hätten sich mit Jan & Dean ("Surf City") zusammengetan und ein gemeinsames Comeback gestartet. Ein weiterer Anspieltip soll daher das wahrlich geniale Beach-Boys-Cover "Little Honda" sein.
Und noch ein Zusammenhang drängt sich in der Causa "Demons On Wheels" auf: Sollten die Demonics - wider Erwarten - kommerziellen Erfolg verbuchen, könnte doch tatsächlich ein anderer Herr österreichischer Provenienz probieren, am frisch angeschnittenen Punk´n´Roll-Kuchen mitzunaschen: Der Song "She-Devils On Wheels" - übrigens Herschell Gordon Lewis´ gleichnamigem 1966er-Lady-Biker-Schund-Streifen gewidmet - erinnert verdächtig an Ron(nie) Urinis vergessenes Meisterwerk "Wild Venus On Wheels". Wie auch immer: Zu gönnen wäre den jungen Herren der Erfolg auf jeden Fall, denn rocken und rollen tun sie mit Energie, Spielfreude und dem notwendigen Sinn fürs Wesentliche: Alle Regler nach rechts und Vollgas! Kollegen und Landsleute wie die sicherlich weit bekannteren Fu Manchu hätten´s wohl auch nicht besser machen können. Rock on!
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