Die Würze liegt bekanntlich in der Kürze. Dies trifft nicht nur auf die einzelnen Songs, sondern auch auf das gesamte, nur etwa 30 Minuten dauernde Puffball-Album mit dem klingenden Namen "The Super Commando" zu. Kommen wir also gleich zur Sache: Der EVOLVER präsentiert Lord Lemmys lärmende Kronprinzen!
Gleich bei näherer Observation des CD-Inlays fällt der Schriftzug des Burning-Heart-Labels angenehm ins Auge. Diese schwedische Plattenfirma kann ja getrost als das europäische Pendant zum großen amerikanischen Bruder Epitaph bezeichnet werden. Neben den hierzulande eher unbekannten Puffball und unzähligen anderen Bands sind dort auch The International Noise Conspiracy und The Hives (vergleiche bisherige Ausgaben der "Rock´n´Roll Contemporary School") beheimatet.
Puffball hingegen gehören eher zu den Schwerarbeitern des Rock. Ihr Ding ist es nicht so sehr, in kitschig-bunten MTV-Videos von der Mattscheibe zu lächeln. Sie bevorzugen ein anderes, weitaus erdigeres, ehrlicheres und leider weniger lukratives Metier: die Bühne, auf der man noch so ordentlich schwitzen kann. Davon konnte man sich 1997 u. a. auch in der Wiener Arena ein Bild machen. Ein schlagkräftiger Beweis - diesmal aus der Gegenwart - für ihre Liebe zu Live-Auftritten ist allerdings das Booklet des kürzlich als Compact Disc und auch schwarze Vinylscheibe veröffentlichten Albums, auf dem On-stage-Bilder überwiegen Und das, obwohl es sich bei "Super Commando" (der Name eines Automobils der Marke Plymouth) um eine reine Studioperle handelt.
Und was für ein Juwel das ist! Wie es ihrem Naturell als geradlinige Krachmacher entspricht, wurde auch im Aufnahmeraum auf sämtliche überflüssigen Effekte - ausgenommen ist ein Wah-Wah-Gerät - verzichtet. Dem Sänger, hart im Bereich der roten Leuchtdioden, ist die Anstrengung in jedem übermittelten Wort, wenn nicht gar Buchstaben bis in die einzelnen Stimmbandfasern anzumerken. Böse Zungen stellen die Frage, ob es für Herrn Tossa, der - nebenbei bemerkt - noch äußerst ordentlich die Gitarre peinigt, wohl schwieriger ist, die ohrenbetäubenden Hintergrundgeräusche zu übertönen oder seinen Superhero "Def-King" Lemmy Kilminster zu imitieren. Dazu gibt´s rasend schnelle Schlagwerk-Beats und Saiteninstrumente pur; Rocker-Herz, was willst du mehr? Flanger, Chorus, Phaser, ja selbst Fuzzboxen dürften für die vier Nordländer absolute Tabuthemen sein. Der Frontman und seine Mitstreiter P-O (ebenfalls bemerkenswert starke Stromgitarre), Linkan (der für die tiefen Töne Verantwortung trägt) und Magnus Forsberg (am Schlach[t]zeug) fetzen, was das Zeug hält. Dabei verlassen sie sich einzig und allein auf das gute alte Motto: alle Regler der selbstverständlich absolut authentisch klingenden Vollröhrenverstärker bis zum Anschlag aufgedreht und losgelegt! Mit diesem Background ausgestattet, wird das Ding dann in maximal zwei Wochen aufgenommen. Dann noch schnell gemastert - ein Tag ist dafür absolut ausreichend; noch dazu der 13 November 2000, ein Freitag! So rasch wird ein Punk´n´Roll-Spitzenalbum fertiggestellt.
Wollte man die 14 rast- und ruhelosen Songs beschreiben, dann wohl am ehesten als Musik im Stil der großen Vorbilder Motörhead oder dem ehemaligen Black-Flag-Musikanten Gregg Ginn. Wer sich die Mühe macht, genauer hinzuhören, wird aber auch - vor allem beim Sound des einen oder anderen Tracks - Anleihen bei aktuelleren Bands wie den Komikern von The Presidents of the United States of America finden.
Hören Sie wohl!
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