Sturm auf Babylon

Dieser Prinz ist weder klein, noch ist er Jazzer. Sein Metier ist der deepe Roots-Reggae. Lach´ mit ihm, heile deine Wunden, die Welt globalisiert sich ihre Gedächtnislosigkeit sowieso in ihr mangelndes Geschichtsbewußtsein...

"No time for negativity, no room for foolishness." Willkommen im Reich des Prinzen Jazzbo! Diese Veröffentlichung vom britischen OnU-Sublabel Pressure Sounds (betrieben von Adrian Sherwood & Konsorten, mittlerweile bei Veröffentlichung Nr. 30 angelangt) sammelt diverse äußerst schwer erhältliche Singles des legendären DJs/Produzenten Prince Jazzbo - und kann, da Aufnahmen seinerseits selten auf wertvolles Vinyl gepreßt wurden (und wenn, dann natürlich in geringer Auflage), als DJ-Album der Sonderklasse angesehen werden. Vergleichbar ist es vielleicht mit Dr. Alimantados "Best Dressed Chicken in Town", U Roys "Version Galore" oder I Roys "Presenting I Roy".

Von Plattenfirmen & ihren beuteltierähnlichen A & R-Keilern tunlichst gemieden, konnte sich in der Gedankenwelt Jazzbos viel mehr tun als in den ausdruckslosen und gedankenarmen Virgin-Sklaven-Seelen der Siebziger (Ausnahmen, natürlich - aber nur hie und da ...). (Damit ist übrigens das Label Virgin und seine ausbeuterische Tendenz, von den 70er Jahren aufwärts, bezüglich des Reggae-Marktes gemeint.) Diese Kompilation erscheint also sozusagen posthum - obwohl Jazzbo noch lebt - zu Ehren des "unentdeckten" Meisters. Wenn man sich in einem Menschenjahr eine Reggae-Platte zulegt, sollte man "Mr. Funny" berücksichtigen. BY ANY MEANS...

Auf "Mr. Funny" befinden sich so wegweisende Tracks wie z. B. "Every Nigga Is A Winner" (lange, bevor sich Rapper des N-Wortes annahmen) oder das äußerst subtil swingende "Let Go Donkey" (selbstredend hintergründig). Garniert wird das Set dieses Albums mit diversen großartigen, abgespaceten Dub-Aufnahmen, entstanden mit Hilfe von (mehr oder weniger bekannten Namen) King Tubby, Scientist, Peter Chemist, Errol Thompson etc. Die Backing-Bands lesen sich ebenfalls wie ein Who´s who der Siebziger: Aggrovators, Revolutionaries, Roots Radics New Dimension Band usw. Die Trompeten von Jericho klingen dann irgendwo in der Ferne, als kaum wahrnehmbares Geräusch - und Babylon, ja Babylon, kann uns allen den Buckel runterrutschen.

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