Während Satans Jüngster die Welt rettet, machen sich seine Kumpels in der Hölle in penetranter Weise über Hitlers Arsch her.
Endlich wird dem neuen, religiös motivierten Satanskino aus Hollywood mit einer respektlosen Komödie ins frömmelnde Gesicht gelacht. "Little Nicky" erzählt die Geschichte von eben diesem Nicky (Adam Sandler), dem kleinsten, leicht behinderten Sproß des Teufels (Harvey Keitel). Nickys ältere Brüder (Rhys Ifans & Tiny Lister) üben den Aufstand gegen Papa, weil der die Herrschaft über sein Höllenreich noch nicht abgibt, und wollen auf der Erde ein neues Reich der Finsternis errichten, indem sie z. B. die Altersgrenze für Alkohol- und Nikotinkonsum auf 13 senken (daraufhin sehen wir taumelnde Taferlklassler, die sich nach Herzenlust übergeben). Nicky tut natürlich alles, um dies zu verhindern, weil sich ansonsten Papa Teufel körperlich aufzulösen droht...
Der Film ist ein Feuerwerk aus Gags und Slapstick. In Erinnerung bleiben Situationen, Sprüche und einzelne Szenen, nicht etwa der Eindruck eines übergeordneten Ganzen. Im Gegensatz zu "The Cell" macht das Patchwork aus Clips beim vorliegendem Werk jedoch Sinn. Der Humor ist derb, kommt ruckartig und überraschend, ist dabei nur manchmal platt und wird in keiner Sekunde harmlos.
Wirklich begeistern kann etwa die Szene im Himmel, wo Nicky seine Mama kennenlernt. Diese ist etwa 16 (Engel altern nicht) und benimmt sich wie ein amerikanisches Highschool-Girl knapp vor seinem Abschlußball. Was die Höllenknechte derweilen mit Adolf Hitler machen, muß sogar dem bravsten Nazi ein herzhaftes Prusten entlocken.
Die Figur des Little Nicky wirkt echt lustig, weil Adam Sandler wie ein grenzdebiler Schlaganfallpatient durch den Film schlurft, wodurch uns die übliche eigenwillige Komik dieses Mannes erspart bleibt - und das wird vor allem jenen Zuschauern gar nichts ausmachen, die etwa "The Wedding Singer" in schlechter Erinnerung haben.
Ganz anders muß Rhys Ifans (Adrian, einer von Nickys Brüdern) beurteilt werden, der sich seine überzogen-britelnde Goschen einfach nicht abgewöhnen kann. Was in "You Are Dead" noch Dialog- und Spaßessenz war, ärgert uns mittlerweile in seiner manieristischen Ausdehnung und fällt unnötigerweise aus dem ansonsten unaufdringlichen amerikanischen Sprachkonzept des Films.
Was soll man über die anderen sagen? Patsy Arquette kann einfach nicht schlecht sprechen und agieren; Harvey Keitel braucht sich auch nicht anzustrengen, um in seiner grantigen, abgetakelten Art zu gefallen; und Tarantino rennt wieder einmal als hysterischer blinder Religions-Dummy durch den Film und gegen Laternenmasten.
Irgendwie stellen sich während der ganzen Dauer des Streifens angenehme Flashbacks an die schöne Zeit jugendlicher Ausgelassenheit ein, in der es darum ging, wer nach einem Rockkonzert beim Kotzen am lautesten schrie. Mitverantwortlich dafür sind wohl auch die beiden Nicky-Jünger und ständigen Begleiter Peter und John, zwei langhaarige 666-Metalfreaks mit Erfahrung im Platten-verkehrt-Abspielen (Niemand hätte gedacht, welche Botschaften Gruppen wie Chicago diesbezüglich vermitteln, harhar!). Neben der Bulldogge Beefy sind die beiden jedenfalls die Spitzen der Zwerchfellattacke.
Beefy ist übrigens Nickys Begleiter auf der Erdoberfläche, ein genial trainierter und nahtlos animierter Bulldoggen-Rüde mit einem Faible für Witzchen unter der Gürtellinie. Auch alle übrigen Computermätzchen sind sauber eingebaut und tragen zur Erheiterung bei. Stimmung machen u. a. die lauthals ausgerülpsten Höllenprinzen, die selbstverständlich in menschliche Gestalten schlüpfen können, wie sie wollen.
Obwohl der gesamte Film durch das Gehirn des Zuschauers bläst wie ein heftig nach Schwefel stinkendes Stürmchen, gibt es ja doch zum Ende ein knalliges Showdown mit Ozzy Osbourne himself - ein verdammt gesegneter Auftritt des untoten Rock´n´Roll-Heiligen. Halleluja!
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