Eine Frau, die als Kind mißbraucht wurde und sich als Erwachsene grausam an der Männerwelt rächt? Das haben wir schon viel zu oft gesehen - allerdings kamen die meisten dieser Geschichten aus den Filmfabriken Hollywoods. Wie man in Japan mit solchen Stoffen umgeht, ist wohl nur Zusehern mit starken Nerven zuzumuten.
Der Name Takashi Miike ist Programm. Japans Regiewunderkind produziert nach wie vor, als gäbe es kein Morgen. Aus der Flut seiner Filme ragt vor allem der Psychothriller "Audition" (siehe auch EVOLVER-Rezension) heraus. Miikes radikalstes, aber auch seriösestes Werk, ein Muß für alle Fans des wahren Horrors ist nun endlich auf DVD erhältlich.
Zur Handlung: Sieben Jahre nach dem Tod seiner Frau versucht der Geschäftsmann Aoyama eine neue Partnerin zu finden. Behilflich dabei ist ihm sein Freund, der als TV-Reporter seine Verbindungen nützt, um ein Casting für eine fiktive Fernsehserie zu veranstalten. Dabei lernt Aoyama die junge und bildhübsche Asami kennen. Das verschlossene Mädchen und der Geschäftsmann verlieben sich im Verlauf des Films ineinander, und alles sieht nach einer Liebesgeschichte mit Happy-End aus - wäre da nicht Asamis dunkle Vergangenheit.
Anfangs noch als melancholische Liebesromanze getarnt, entpuppt sich "Audition" im späteren Verlauf als düsteres und beklemmendes Horrorszenario. Wir erfahren mehr über Asamis Kindheit als gepeinigte Ballettänzerin und den Mord an ihrem sadistischen Lehrer. Als sie dann auch noch feststellen muß, daß ihr neuer Geliebter bereits verheiratet war und einen Sohn hat, endet für sie die Hoffnung auf die ersehnte heile Welt. Die Zeit scheint gekommen, den jahrelang angestauten Traumata aus Qual und Schmerz ein Ende zu bereiten - und daher heißt es: The Beauty turns into a Beast!
Die letzte halbe Stunde des Films bringt härtesten Psychoterror, der selbst Schockmeistern vom Schlage eines David Cronenberg oder David Lynch die Schweißtropfen auf die Stirn treiben würde. Miike versteht es dabei meisterlich zwischen Wirklichkeit und Traumsequenzen zu wechseln, zeigt mutierte und entstellte Personen, blutgetränkte Mord- und Folterrituale. Genau die Dinge, für die ihn Freunde des Genres preisen.
Wann und ob Miikes letzter Streich "Koroshiya Ichi" (Ichi The Killer)" hierzulande in die Kinos kommt bleibt fraglich, handelt es sich dabei doch um den angeblich "gewalttätigsten Film aller Zeiten". Wir sind gespannt.
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