Wenn ein Macho vom Schlage Mel Gibsons die Gedanken von Frauen lesen kann, erfährt er, daß die außer an Schokolade auch oft nur an das Eine denken. Das führt dann irgendwie zur Selbstläuterung. Klingt doch lustig und wie aus dem Leben gegriffen, oder?
Nicht transsexuelle Männer in Frauenkleidung sind spätestens nach "I Was a Male War Bride" und "Some Like It Hot" definitiv nicht mehr lustig. Warum Männer und Regisseure dieses abgeschmackte Stilmittel zum Zweck trotzdem immer wieder aufs Neue bemühen, bleibt ein ewiges Rätsel und hat vielleicht etwas mit Freud zu tun, aber nicht mit Humor.
Also trägt Mel Gibson als Werbe-Kreativdirektor und ausgemachter Macho Nick Marshall einen Wonderbra, Strumpfhosen und rasiert sich die Beine, bis ihm ein defekter Fön einen elektrischen Schlag versetzt. Die Folgen sind phänomenal: Der männliche Chauvinist kann auf einmal die Gedanken der Frauen lesen. Die denken nicht gerade das Allerbeste von ihm - und auch sonst einige komische Sachen. Aber sie denken, wie beispielsweise seine neue Vorgesetzte Darcy McGuire (Helen Hunt), vor allem an eines: sein bestes Stück; weil eben auch der Mann jenseits der Fünfzig in weiten Bundfaltenhosen geballten Sex verströmt. Überrascht von seinen neuen Fähigkeiten, beschließt Nick, diese sowohl privat als auch beruflich zu seinem Vorteil zu nützen. Immerhin muß er sich mit seiner Teenager-Tochter Alexandra (Ashley Johnson), seinem One-night-stand Lola (Marisa Tomei) und eben besagtem weiblichen Boß herumschlagen. Die hat nämlich seiner Meinung den Posten inne, den er verdient hätte. Wir ahnen Schreckliches, und so kommt es auch: Beim Versuch, sie auszubooten, kommen sich die beiden näher, Funken sprühen, und ein geläuterter Macho driftet mit der Frau seiner Träume in ein verlogenes Happy-End.
Unter dem Deckmäntelchen angeblicher Frauenfreundlichkeit, das Männer für die Gedanken- und Empfindungswelt des schwachen Geschlechts sensibilisieren soll, flottieren hier etliche Chauvinismen. Auch wenn sich für den Film eine Regisseurin - Nancy Meyers ("Ein Zwilling kommt selten allein") - verdingt hat, macht das Mel-Gibson-Vehikel schnell klar, daß es sich hier eindeutig um männliche Gedanken und Sichtweisen handelt, bei der Frauen - und das ist der einzige Gag am ganzen Brimborium - nicht besonders gut wegkommen. Helen Hunt, seit "As Good As It Gets" offenbar auf die Zähmung leicht überwuzelter Chauvis abonniert, muß sich hier in einer halbgaren Aufarbeitung von Mann/Frau-Beziehungen abmühen, die sie in der witzigen TV-Serie "Mad About You" schon um vieles charmanter und intelligenter erledigte. Der Rest der Protagonistinnen, vor allem Marisa Tomei, wurde auf die Funktion von Stichwortgebern für Mel reduziert. Und der ist ja bekanntlich "the sexiest man on earth" oder zumindest in Hollywood - auch wenn er nicht mehr ganz taufrisch ist. Zur Verdeutlichung stelle man sich die gesamte Thematik des Films nur einmal mit umgekehrten Geschlechterrollen vor.
Nicht, daß nicht auch das Alter Erotik aufzuweisen hätte, aber diese Haltung ist beim Wiederkäuen von Vorurteilen und Klischees ein Ärgernis. Der bekennende Konservative und Wertetraditionalist Gibson war vor langer Zeit einmal ein wirklich guter Schauspieler, der in seiner Heimat mit begnadeten australischen Regisseuren tolle Filme drehte. Dann kamen der Ruhm, "Tequila Sunrise" und ein Haufen "Lethal Weapons" und machten ihm den Garaus, indem sie ihn zum Sexsymbol und vorgeblichen Komiker degradierten. Das Blöde daran ist: Mel scheint sich mittlerweile darin wohl zu fühlen.
Und weil in Zeiten wie diesen romantische Komödien das Ding schlechthin sind, geriet das Filmchen in den USA zum kommerziellen Großerfolg - mit einem überraschend hohen Anteil an männlichen Kinobesuchern übrigens. Scheint so, als würde uns diese Art von Komödien wohl noch länger erhalten bleiben.
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