Die tollsten Computerdinos wollten Walt Disney Pictures mit "Dinosaurier" auf die Leinwand zaubern. Tatsächlich hat das alles schon Spielberg vorgemacht, und die Story ist wie üblich mehr als infantil.
Vor 65 Millionen Jahren hätte sich wohl niemand gedacht, daß Dinosaurier einst deutsch sprechen würden. Im Kinotrailer zum angeblich bisher teuersten Computeranimationsfilm war davon auch nichts zu sehen: Disney beeindruckte mit Flugaufnahmen wilder Naturlandschaften, in welche die Bildschirmkreativen des US-Großverleihs toll lebensechte Dinosaurier hineingepixelt hatten. Alle waren ganz aus dem Häuschen und warteten mit ungesunder Spannung auf den Start des Films, den man einfallsreich "Dinosaurier" genannt hatte. Doch zu hohe Erwartungshaltungen bei einem Walt-Disney-Film sind nie eine gute Idee.
Jedenfalls startet der Streifen mit einigen wirklich höchst gelungenen Computeranimationsszenen, die in jeder BBC-Dokumentation locker Platz finden könnten. Nach den ersten zehn Minuten jedoch ist dieses Pulver verschossen, die offenen Münder sind wieder zu, und ab dann wird es richtig trivial. Das Ei eines riesigen, prähistorischen Fleischbergs verirrt sich nämlich in die Muttertierhände einer Lemurenfamilie, die den Saurer dann auch ausbrütet und liebevoll umsorgt. Die Affen unterhalten sich natürlich auf deutsch, und so zitiert auch der Dino aus dem Duden, wenn er mit den feuchtäugigen Pelztieren herumtollt. So ... das wär aber noch nicht wirklich eine Geschichte. Was muß also passieren? Klare Sache: der obligatorische Meteoritenabsturz. Gleich einer lieblichen Feder gleitet der Brocken von der Größe des Kitzsteinhorns durch die Atmosphäre, veranstaltet dabei ein fröhliches Feuerwerk und platscht schließlich in den Ozean. Nach ein paar Actionszenen wird klar, wer überlebt hat. Dino begibt sich mit dem Rest der Lemuren auf dem Rücken als Anhängsel einer herumstreunenden Saurierherde auf Wasser- und Brutplatzsuche, was nach der globalen Sternschnuppenkatastrophe gar nicht so einfach ist. Aber am Ende bricht doch noch die Zeit der Helden an.
Als Erwachsener fühlt man sich nach gut 20 Minuten sterbenselend vor lauter Langeweile. Alles in "Dinosaurier" ist so süß und schnuckelig wie das stofftiergefüllte Bettchen eines kleinen Mädchens. Nicht einmal die fünf Morgenzigaretten können einem da noch sauer aufstoßen - keine Spur von jenem bluttriefenden Bastardentum, das zu Saurierzeiten auf Erden wütete. Geschichtsfälschung, sozusagen. Und wenn dann noch Darwin mit Humanistengeschwafel sekkiert wird, schlägt es endgültig dem Boden das Faß aus. Anders ausgedrückt: Hier ist so ziemlich alles verkehrt. Wer über mehr als ein Viertelkilo Gehirnmasse verfügt, sollte zwar seine Kinder in den Film schicken, sich selbst aber lieber mit der DVD-Ausgabe der BBC-Doku "Walking With Dinosaurs" verwöhnen - darin werden nämlich z. B. kleine, süße Babysaurier von ihren ausgewachsenen Artgenossen in Fetzen gerissen.
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