Gibt es ein Leben nach der Liebe? Das fragte Nadja Seelich fünf Durchschnittspaare unmittelbar nach der Trennung und ein Jahr danach.
Aus der Traum von Glück und rosaroten Wolken - zumindest für die hier fünf porträtierten ganz normalen Paare, drei heterosexuelle, ein schwules und ein lesbisches. Für die Momente am Ende einer Liebesbeziehung (und danach) hat die Menschheit mit wohlmeinenden Trost & Rat-Sprüchen sowie jeder Menge Binsenweisheiten vorgesorgt. Eine davon heißt "Scheiden tut weh". Und so sitzen denn auch die meisten in "Wenn die Liebe flöten geht…" frisch Verlassenen des Nachts an Trauer und Einsamkeit symbolisierenden Stellen - niedergeschlagen am Donauufer oder allein auf einer Parkbank - und erzählen. Ganz alltäglich, vom Moment des Abschieds und der Trennung, angereichert mit denkwürdigen Details und Mutmaßungen über den oder die Gründe, die man sowieso nicht ganz versteht.
Jedem still vor sich hin Leidenden wird - räumlich getrennt -- der Expartner gegenübergestellt, der mit seiner Version ein wenig mehr, häufig aber eher zusätzlich diffuses Licht in die schmerzhafte Angelegenheit bringt. Zum Ausgleich erhält der unbeteiligte Zuschauer einmal mehr eine Lektion darin, wie sehr zwei Wahrnehmungen ein und derselben Situation differieren können und welche banalen Umstände letztlich das - sich unterschwellig schon länger ankündende - endgültige Aus einer Beziehung auslösen: ein vergessener Pulli, falsches Hinsetzen, Zuspätkommen etc. Das Leid ist scheinbar grenzenlos, hat aber durch die Erzählkunst der betroffenen Personen natürlich auch eine komische Seite.
Ein Jahr später fragt die Dokumentatorin noch einmal die Befindlichkeiten und Seelenzustände der Protagonisten ab - und läßt uns an den Erfahrungen und teils erstaunlichen Wandlungen der vormals Gramgebeugten teilhaben. Denn auch Liebeskummer hat ein Verfallsdatum.
Die Grundidee dieser Dokumentation ist zweifellos originell, und Nadja Seelich nähert sich ihr recht einfühlsam und trotz Ironie auch mit geziemendem Respekt. Sie beschränkt sich auf Interviews und von Klaviermusik umrahmte Alltagsbeobachtungen, die erfreulicherweise keine Alltagsgeschichten sind. Die Personen werden hier nicht ausgestellt, die Ironie ergibt sich zwangsläufig von selbst. Erfreulich ist, daß die Thematik jenseits von Beziehungskrampf und billigen Psychologisierungen abgehandelt wird, weniger erfreulich, daß die Regisseurin viel zu häufig auf Haustiere zur Untermalung ihrer Portäts zurückgreift - ein ausgereiztes Stilmittel, das in österreichischen Dokus mittlerweile offenbar zum Standard gehört, ebenso wie die phantasielose Kamera. Das verringert die Kinotauglichkeit - ein Problem, das viele heimische Dokumentarfilme von vornherein haben. Doch zumindest kann "Wenn die Liebe flöten geht…" einige Sympathie und humorvolle Momente erzeugen.
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