Düstere Aussichten

So labrig, uninteressant und blöde wie in den letzten fünf Jahren war das amerikanische Horrorfilmgenre noch nie. Jüngstes Kapitel ist "Düstere Legenden 2", der an dem Versuch scheitert, mit aller Kraft einen ausgeklügelten Plot zusammenzubrauen.

Hallo, Cheerleader und Burgerfresser! Diesmal sind wir wieder auf einer anderen Filmhochschule, und da arbeiten gerade ein paar Nachwuchs-Filmteams daran, mit ihrem Beitrag zu einem Wettbewerb den begehrten "Hitchcock Award" zu ergattern, der einen Karrierestart in Hollywood verheißt. Na, wen haben wir denn da... Amy Mayfield (Jennifer Morrison), eine ernsthafte Dokumentarfilmerin, begegnet der flotten Kampus-Politesse Reese (Loretta Devine) und erfährt von ihr eine Großstadtlegende, die sich angeblich an der Pendleton-Universität zugetragen hat. Fasziniert von dem Thema, beschließt sie, einen Film über urbane Legenden zu machen (wir erinnern uns: das sind Schauergeschichten, die in Großstädten jeder kennt, obwohl sie erfunden sind). Amy kritzelt ein Drehbuch samt Storyboard hin, und dann geht es an die Dreharbeiten. Im Team mit dabei: die lesbengeile Tonassistentin Vanessa (Eva Mendes), der kettenrauchende Europäer, Weiberheld und Kameramann Simon (Marco Hofschneider) und die Spezialeffekte-Nerds Stan (Anthony Anderson) und Dirk (Michael Bacall), deren Leben aus Latex und George Lucas besteht.

Als Gegenspieler, die auch den Hitchcock-Award haben wollen, treten an: der aggressive, neurotische Horrorfilmer Toby (Anson Mount), seine überdrehte Hauptdarstellerin Sandra (Jessica Cauffiel), der hübsche Schöngeist Travis (Matthew Davis) und natürlich Graham (Joseph Lawrence), der obligatorisch privilegierte Sohn eines Hollywood- Produzenten.

Nun passiert das Unausweichliche: Ein Crewmitglied nach dem anderen kommt Amy durch mysteriöse Unfälle abhanden, sodaß die Arme sich langsam nicht mehr sicher ist, wo die Grenze zwischen Fiktion und Realität zu ziehen ist. Ja, das wäre eigentlich alles... ah, nein, Entschuldigung, einen Mörder brauchen wir auch noch - das wäre dann der Herr im schwarzen Anzug, der immer eine Maske vorm Gesicht hat; in diesem Fall ist es eine Turnierfechter-Maske (ui, wie gruselig). So, und dem stellt Amy jetzt eine Falle, damit er endlich aufhört, ihren Film zu sabotieren...

"Düstere Legenden 2" bemüht wieder einmal den "Film im Film" (eine zuletzt von Wes Craven in "Scream 3" ausgelutschte Idee), bei dessen holprigem Fortgang ein hübscher Mittzwanziger nach dem anderen (zum Vergleich siehe alle seichten Slasher-Filme der letzen zehn Jahre) in die ewigen Jagdgründe eingeht. Dabei werden immer wieder Slasher-Filme zitiert, die selbst schon Slasher-Filme zitiert haben, die Slasher-Filme fortgesetzt haben. Und das soll dann grauslich, aber auch witzig sein - was es natürlich nicht ist, weil man über denselben Schmäh nicht tausendmal lachen kann, vor allem, wenn er immer wieder 100 Schilling kostet. Und grausliche Szenen bringen die amerikanischen Nachwuchsfilmer aus dem Amerika von heute sowieso nicht mehr zusammen, weil sie sich schon als Dreijährige das Hirn mit biederbürgerlichem Gutmenschentum aus "Beverly Hills 90210" vollgekleistert haben.

Hitchcock hätte wohl seine eigenen Augen gefressen, wenn er erlebt hätte, daß man in so einem Film seinen Namen auch nur erwähnt. Wann bringt endlich wieder jemand einen ordentlichen Horrorfilm heraus, in dem ein verkrüppelter Geisteskranker frisch abgeschnittene Geschlechtsteile verspeist und seine Opfer mit den kurz zuvor aus dem Leib herausgeschnittenen Eingeweiden erwürgt? Dafür würde ich 200 Schilling zahlen!

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Die immer gleiche Ästhetik, die immer gleichen überschminkten Pickelfressen und ein Gruselmörder, der direkt aus einer Faschings-Schaufenster-
dekoration entsprungen scheint - Austauschbarkeit pur herrscht im derzeitigen Slasher-Genre.