"Jetzt oder nie", ein seltsamer Film über das letzte Abenteuer dreier Rentnerinnen, hat zwar gute Ansätze, verhaut sich aber alles, indem er einfach nicht auf Touren kommt.
Carla (Gudrun Okras), Lilli (Elisabeth Scherer) und Meta (Christel Peters) sind gemeinsam alt geworden. Alle drei sind weit über 70 - zwar noch rüstig, aber auch schon etwas schwermütig und senil. Mit vereinten Kräften sparen sie seit geraumer Zeit Geld für eine letzte große Seereise zusammen; dazu stehlen sie Schnaps und Tabak im Tante-Emma-Laden an der Ecke, um den Stoff im Altersheim, wo Carla residiert, zu versteigern. Den Rest der Zeit verbringen sie mit Kartenspielen, Ruderbootfahren und auf dem Friedhof, oder sie diskutieren darüber, wer als erste abtreten wird und ob sich das bis zur Reise noch ausgeht.
Als sie schließlich die gesammelten 7000 Mark einzahlen wollen, ereignet sich ein Banküberfall, und die Greisinnen werden der gesamten Summe beraubt. Aus der Traum? Mitnichten. Die simple Idee: Das Rentnerinnentrio wird ebenfalls eine Bank berauben, und zwar genau die gleiche wie vorhin. Gesagt, getan. Aber daß die Polizei nicht so einfach nachgibt, die Überwachungskameras alles mitfilmen und auf Bankraub Gefängnis steht, hat man nur unzureichend in Betracht gezogen. Zu allem Überfluß ist Carla todkrank und hat nicht mehr viel Zeit...
Die drei Hauptdarstellerinnen liefern ein rundes Bild des Seniorenlebens in unseren Zeiten und verstehen es, gleichermaßen zu amüsieren und zu berühren. Aber es ist halt doch irgendwie fad, ihnen zwei Stunden lang dabei zuzusehen. Natürlich sind ihre kleinen Tricks, ihr Sarkasmus und ihre Abgebrühtheit lustig und realistisch. Aber als Ganzes ist der Film dann doch wieder zu inkonsistent, um als Porträt dieser Generation gelten zu können.
Regisseur und Drehbuchautor Lars Büchel zeigt viel Gefühl für die heutige Realität der Alten, mischt dann aber immer wieder surreale bis fast märchenhafte Elemente hinein, teils versetzt mit Slapstick-Splittern. Ein anderes Mal tritt Til Schweiger, der den Film produziert hat, in einer vollkommen unnötigen Cameo-Rolle als Häfenbruder auf und setzt Akzente, die den Film von seiner ernsthaften auf die Schrottseite ziehen. Am Schluß ist man eher weniger amüsiert und irgendwie leidlich gelangweilt.
Kann gut sein, daß der Film sehr genau das Lebensgefühl von Leuten über 70 wiederspiegelt. Es ist vorstellbar, daß nach 70 oder gar 80 Jahren das Leben auf der Erde keine Geheimnisse und Überraschungen mehr bietet, daß man auf Probleme nur noch mit sarkastischer Witzelei reagiert und eine gewisse Nichts-mehr-zu-verlieren-Taktik an den Tag legt. Bevor man diesen Zustand aber nicht erreicht hat, ist das alles nicht besonders relevant. Genau wie dieser Film - er ist Rentenprogramm.
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