Amateur-Anarchie

Der Einleitungstext dieses Spiels könnte treffender nicht sein: "Eine Ära des Schreckens ist vorbei, die nächste beginnt!" Nur bezieht sich das mit dem Schrecken bei "ECW - Anarchy Rulz" leider auf die bemitleidenswerte Qualität.

Die ECW ist - wie die WWF und die WCW - eine amerikanische Wrestling-Vereinigung, die jedoch im Gegensatz zu den beiden anderen erstens relativ unbekannt ist und zweitens mit keinen Superstars aufwarten kann. Allerdings muß man zugeben, daß es dort weitaus härter zugeht als bei der WWF. Diese Tatsache sollte im vorliegenden Spiel wohl besonders zur Geltung kommen, denn neben den zahlreichen Kampfmodi wie "Cage Match", "Last Man Standing", "Dumpster Match" (hier kommen Erinnerungen an längst vergangenen Schultage auf, denn das Ziel besteht darin, den Gegner in eine Mülltonne zu stecken), "Table Match" und weiteren Hinterhof-Raufereien gibt es auch den "Deathmatch"-Modus, in dem bis zum bitteren Ende gekämpft wird und man auch Waffen verwenden darf.

Natürlich fehlen auch solche Kampfarten wie die "Battle Royal" und das "Hate Match" (eine Variante des "Royal Rumble", in dem man gegen zwölf Wrestler antreten muß) nicht - wobei es die Programmierer beim "Haßkampf" leider nicht geschafft haben, zwölf verschiedene Spielfiguren auf einmal im Ring zu halten, sondern die Anzahl der spielbaren Wrestler auf vier beschränkt haben. Da kann es dann schon einmal passieren, daß ein Gegner auf einmal aus dem Ring steigt und aufgibt, obwohl er nicht einmal einen Kratzer davongetragen hat - nur weil er dem nächsten Kämpfer Platz machen muß Anscheinend haben die Entwickler von Acclaim diesen Modus in der Hoffnung dringelassen, daß die Spieler ohnehin erst nach Kauf des Spiels merken werden, daß er nicht funktioniert...

Der "Character Creator" ist wiederum etwas, das eine Zeitlang für Amüsement sorgen kann (wenn man die miserable Graphik außer acht läßt). Mit diesem Feature ist es möglich, einen eigenen Wrestler zu erstellen und ihm das passende Aussehen zu verleihen, wobei man offiziell zwischen mehr als 20 Augenpartien wählen kann, effektiv aber nur fünf wirklich unterschiedliche existieren - genauso verhält es sich mit dem Mund und der Nase. Sollte der Spieler aber großzügig und vor allem nervenstark sein, darf er seinen Kämpfer auch noch einkleiden und ihm seine eigenen Moves zuteilen, deren es wirklich eine Unmenge gibt. Leider sind die meisten dieser Kampftricks jedoch nur mit recht schwierigen Richtungstasten-Kombinationen anzuwenden - und bringen daher nur absoluten Profis mehr Spielspaß.

Abgesehen von den bereits beschriebenen Mängeln sei noch erwähnt, daß die Zuschauermenge an einen johlenden Haufen Farbkleckse erinnert, der mehr in die Zeit von Amiga & Co. passen würde als an den Beginn des neuen Millenniums. Die Einlaufszenarien der Wrestler kann man eigentlich auch nur als schlechten Scherz betrachten: Abgesehen davon, daß es nur vier verschiedene gibt, muß man sich doch sehr wundern, wenn der Kämpfer schon beim Einlauf im Boden versinkt. Tut er dies etwa angesichts der wirklich schlechten Graphik - oder hat er einfach nur Angst vor den aggressiven Farbklecksen im Publikum?

Unsere Empfehlung an jeden Spieler - egal ob jung oder alt, männlich oder weiblich, reich oder arm - kann also nur lauten: FINGER WEG VON DIESEM SPIEL!

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