O mein Gott, was kann jetzt alles passieren? Vor einiger Zeit landete die Playstation-Müllversion von "Jedi Power Battles" in der Konsole des Rezensenten. Die Folgeschäden sind manchmal immer noch zu spüren. Und kaum ist dieser Horror in Vergessenheit geraten, trudelt die Dreamcast-Fassung des Games ein.
Die Idee liest sich wie ein Rezept für das totale Desaster: "Star Wars" auf Konsole, LucasArts, Umsetzung eines Playstation-Games für die Dreamcast. Jeder Kenner der Materie würde bei einer solchen Verkettung von Umständen sofort schreiend das Weite suchen. Das hätte auch der Autor dieser Zeilen beinahe getan, wäre sein Blick nicht auf die Bilder auf der Verpackungsrückseite gefallen - die erinnerten nämlich keineswegs an den Horror der PSX-Version.
Sollte man sich bei LucasArts etwa zusammengerissen und das Game total überarbeitet auf den Markt gebracht haben? Curiosity killed the cat, wie man so schön sagt. Muß man halt antesten... Hmm. Intro und Titelscreen sehen schon wesentlich besser aus als früher. Schnell einen Helden auswählen, und los geht´s.
Bei "Star Wars: Jedi Power Battles" übernimmt man die Rolle eines Jedi-Ritters, der aufbricht, um den Palast von Theed zurückzuerobern. Mit nichts weiter als einem Lichtschwert im Arsenal tigert man los, um sich Legionen von Bösewichten, Robotern und ähnlichem Gesocks zu stellen.
Im Vergleich zu der besch*****en Playstation-Fassung hat man sich bei LucasArts für die Dreamcast-Version anscheinend ziemlich ins Zeug gelegt. Die Graphik ist zwar keineswegs weltbewegend, aber zumindest auf einem Stand, der für eine 128 Bit-Konsole akzeptabel ist. Die Texturen sind sauber und hell, die Lichteffekte bringen zeitweise richtig Atmosphäre ins Spiel, und die Animation der Figuren ist ebenfalls gut gelungen. Ab und zu sind zwar auch hier unverständliche Graphikfehler zu entdecken, die sich aber auf ein oder zwei Stellen pro Level begrenzen. Der Sound ist fehlerlos, die Musik klingt hervorragend (wäre ja auch eine Kunst gewesen, den Soundtrack von "Star Wars" zu verhunzen), und die Sprachausgabe kommt absolut klar in schönstem Stereo daher.
Alles in allem hätte sich "Jedi Power Battles" also zu einem richtig netten Spielchen entwickeln können - wenn das Game nicht die schwachsinnigste Steuerung seit "Men in Black" (PSX) hätte. Es ist einfach nicht zu glauben! Daß LucasArts keine Quality Control hat, wurde ja schon mit der früheren Version des Games eindeutig unter Beweis gestellt. Aber was sich da auf der armen Dreamcast abspielt, ist wohl die Krönung der Frechheit: Die schwammige Steuerung macht das Springen von Plattform zu Plattform zu einem Glücksspiel mit ungefähr denselben Erfolgschancen wie die wöchentlichen Versuche, als Lottomillionär zu enden. Wie schön, daß man pro Level nur zwei oder drei solche Sequenzen zu überstehen hat.
Genauso "lustig" wie der Plattformkrampf sind allerdings auch die Kämpfe mit mehreren Gegnern. Entweder ist dem Rezensenten hier etwas entgangen - oder man hat tatsächlich nur minimalen Einfluß auf die Auswahl der Ziele für die Spielfigur. Aus diesem Grund muß man immer wieder mit ansehen, wie der Lichtschwertkämpfer einen Gegner zu kleinen Roboterschnipseln verarbeitet, nur um zwei Sekunden später brutal von hinten gemetzelt zu werden.
"Jedi Power Battles" hätte das Zeug zu einem passablen "Star Wars"-Titel für die Dreamcast gehabt; die miserable Steuerung macht allerdings sämtliche Verbesserungen in Graphik und Sound so gut wie völlig zunichte. Einziger Pluspunkt ist der nicht allzu hohe Schwierigkeitsgrad, der dieses unfaßbare Manko zumindest ein wenig relativiert. Alle Fans der Sternenkriegs-Saga sind jedoch besser beraten, wenn sie sich das Game übers Wochenende in der Videothek ausleihen, anstatt es für knapp 700 Schilling zu kaufen.
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