Legenden kommen in die Jahre: Das neue Chemical-Brothers-Album "Come With Us" ist eine ziemlich zahme Angelegenheit.
Als sich der anfängliche Optimismus des Acid-House-Undergrounds 1994 in einen kommerziellen "Katzenjammer" umzuwandeln begann, erwies sich der Londoner Club "Sunday Social" als einer der Retter der zunehmend prosaischen Szene. Mit einer eklektischen Soundzusammenstellung, bestehend aus alten Acid Tracks, Old Skool Hip Hop, Breakbeat Funk, Minimal Techno und "Specials"-Maxis lieferten das Resident DJ-Duo "Dust Brothers" im "Sunday" frische Sounds und verlorengeglaubten Spirit. Ein Jahr später veröffentlichten die "Dust" als "Chemical Brothers" mit "Exit Planet Dust" den Soundtrack jener lysergierten Zeit. Fette Bässe, grausame Breaks und ein bis dato ungehörter Mix aus House, Rock, Folk, Tech und Psychedelica machten "Exit Planet Dust" zum "Definitly Maybe" der Dance Szene.
Auch auf ihrem neuen Album "Come with us" beweisen Ed und Tom Chemical ihre "block rocking qualities" - aber ohne grenzüberschreitende Experimente. Ganz im Gegenteil: "Come with us" klingt bereits beim ersten Durchhören sehr, vielleicht sogar zu vertraut. Der Mix aus Selbstreferentialität (Galaxy Bounce), Star-Cameos (Beth Orton, Richard Ashcroft), einprägsamen Refrains (It Started In Africa) und psychedelischen Epen (Pioneer Skies) folgt quasi einem roten Faden durch das chemische Schaffen der Vergangenheit - und läßt den neuen Release vorhersehbar klingen. Mit "Come with us", "It started in Africa" und "Galaxy Bounce" liefern die Brothers klassische Chemical-Rocker. Auch wenn wohlmeinende Pop-Affinitäten das Dreigestirn zeitweilig nach Prolo-Techno für die Massen klingen lassen, fahren die Tracks doch ins Tanzbei und werden Chemical-Fans sicher nicht enttäuschen. Made To Rock, oder so....
Die Single-Auskoppelung "Star Guitar" ruft balearische Extase-Exzesse ins Gedächtnis - komplett mit sphärischen Crescendos und 4/4-Dramatik. "The State We´re In" schaltet ein paar Gänge runter und liefert mit Hilfe von Beth Ortons melancholisch gehauchten Vocals ein schönes Downtempo-Stück in Airs "Moon Safari"-Gestus. Das frenetische "Fuzz Bass"-Vehikel "My Elastic Eye" läßt Erinnerungen an Mike Olfields "Turbular Bells" wach werden. Und "Pioneer Skies" vermengt "Lucy in the Sky with Diamonds" mit Englbert...
Alles in allem ein nettes, aber nicht allzu aufregendes Album. Auch die Ravekultur ist in die Jahre gekommen...
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