Elektro-Hybrid

John Sellekaers ist vielleicht der produktivste Musiker, den Belgien in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Mit xhm2 fügt er seinen unzähligen Projektnamen einen weiteren hinzu und arbeitet dabei zum ersten Mal mit dem Drum & Bass-Tüftler Panacea zusammen.

Ambre, Xingu Hill, Torsion, Ammo, Dead Hollywood Stars, Urawa und Moonsanto sind nur einige der Pseudonyme des Brüsseler Studioproduzenten und Elektronik-Komponisten John Sellekaers. In den wenigen Jahren seiner musikalischen Laufbahn hat es der 28-Jährige bereits auf 29 Veröffentlichungen gebracht und dabei mit Größen wie Black Lung, Snog, Mark Spybey oder Mick Harris zusammengearbeitet.

Der noch zwei Jahre jüngere Mathis Mootz alias Panacea wurde innerhalb kürzester Zeit zu einem der erfolgreichsten und experimentellsten Drum & Bass-Musiker aller Zeiten. Geboren in einer deutschen Kleinstadt, machte er seine ersten musikalischen Erfahrungen im zarten Alter von fünf Jahren als Sänger in einem Knabenchor. Als Ausgleich zu seinem aggressiven Breakbeat-Stil gründete er vor kurzer Zeit sein Nebenprojekt Squaremeter (m2), mit dem er die ruhigere Seite seiner Persönlichkeit zum Ausdruck bringen will.

Nun arbeiten die beiden jungen Könner zum ersten Mal an einem Projekt zusammen. Herausgekommen ist dabei ein äußerst vielschichtiges Album mit einer bunten Mischung unterschiedlichster Stilarten elektronischer Musik. Während der Opener "Codebreaker" eine verspielte rhythmische Nummer mit deutlichen Industrial-Wurzeln ist und klar in Richtung Autechre oder Atom Heart geht, beginnt ab dem zweiten Track die eher reduziertere Seite des Albums zu dominieren.

"The Outpost" ist eine clevere Variation des momentan äußerst populären Clicks-&-Cuts-Stils. Allerdings wird die Nummer alle paar Sekunden aufgebrochen, und die Sounds werden ständig neu arrangiert, denn Sellekaers und Mootz sind zu geschickte Studiobastler, als daß sie ihre Musik simpel dahinplätschern lassen würden. Breaks sind in ihrer Musik genau so wichtig wie Abwechslung. So klingt dann die dritte Nummer auch mehr nach Achtziger-Synthie-Sound und die vierte wiederum nach frühen Panasonic oder Ryoji Ikeda.

Der Einfluß von Xingu Hill macht sich auf dieser CD besonders durch den Einsatz verschiedener Vokal-Samples deutlich. Diese werden so weit verfremdet, daß sie im Endeffekt als Rhythmus-Muster dienen. Squaremeters Markenzeichen sind soundtrackartige Klangteppiche, und auch diese kommen bei dem gemeinsamen Projekt sehr stark zum Einsatz. Die Kollaboration funktioniert ausgezeichnet; die beiden Stile verschmelzen zu einem homogenen Ganzen, das absolut nicht nach zusammengewürfeltem Recycling-Sound klingt.

Das nächste Projekt von Xingu Hill steht bereits vor der Tür: es wird wieder eine Zusammenarbeit, diesmal mit dem australischen Elektroniker David Thrussel alias Black Lung. Panaceas letzte Arbeit "German Engineering" wurde soeben vom britischen Magazin "Musik" zu einem der 50 besten Alben des vorigen Jahres gekürt. Xhm2 ist somit ein weiterer Mosaikstein im Werk zweier jungen Künstler, von denen man noch viel musikalische Innovation erwarten darf.

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