"Enigma" basiert auf historischen, kriegsbestimmenden Tatsachen (das Knacken des Nazi-Codes durch die Alliierten), berschränkt seine Story aber auf verfälschte Tatsachen (die große Liebe des Code-Knackers).
Tom Jericho (Dougray Scott), einst im britischen Lager Bletchley Park für das Entschlüsseln der deutschen Codiermaschine Enigma hochgeehrt, wird aus dem Irrenhaus zurückbeordert. Die Deutschen haben den Code geändert, und das ist höchst brisant, denn eine große alliierte Flotte ist nach Europa unterwegs und darf keinesfalls von deutschen U-Booten abgefangen werden. Deshalb braucht der Geheimdienst Jerichos Genie erneut, auch wenn er gerade ein seelischer Grenzfall ist. Er hatte nämlich einen Nervenzusammenbruch, nachdem seine Geliebte Claire (Saffron Burrows) spurlos verschwand (und sich überdies herausstellte, daß es die Schlampe mit jedem höheren Würdenträger getrieben hatte, dessen sie habhaft werden konnte).
Wirkliches Vertrauen bringen die Behörden Jericho nicht entgegen. Der zynische Geheimdienstler Wigram (Jeremy Northam) stellt ihm stetig nach; er vermutet, daß Claire eine Spionen und auch Jericho in deren Machenschaften verwickelt war. Aber eigentlich tappen alle im Dunklen: Jericho zweifach, bei seiner Suche nach Claire und deren Unschuld sowie bei den fieberhaften Arbeiten an der Entschlüsselung des neuen Enigma-Codes, und auch der Geheimdienst bei seiner Fahndung nach dem Maulwurf. Als sich Jericho mit Claires bester Freundin Hester (Kate Winslet) zusammentut, um (anfangs ungewollt) alle Rätsel auf einmal zu lösen, spitzen sich die Ereignisse dramatisch zu: Die Enigma-Entschlüsselung gerät zu einem spannenden Wettlauf gegen die Zeit, die Entlarvung des Spions befördert eine Massenmord-Verschleierungs-Verschwörung internationalen Ausmaßes zutage, und die allseits begehrte, geheimnisvolle Claire entpuppt sich schließlich doch nur als (unwiderstehliche) Opportunistin, die durchtrieben genug scheint, ihren eigenen Mord zu inszenieren, um von der Oberfläche zu verschwinden. Dafür dürfen sich Jericho und Hester am Schluß gegenseitig finden...
Die Enigma-Codierungsmaschine und deren Entschlüsselung durch die Deutschen war in gewissem Sinne kriegsentscheidend. Dies ist die historische Wahrheit hinter dem Thriller/Drama des Bond-Regisseurs Michael Apted, und die läßt sich schwer auf Spielfilmlänge ausbreiten. Also nahm man den Roman von Robert Harris und konzentrierte sich im Film vor allem auf die Gefühlswelt der Protagonisten. Dabei scheint ein schwerer Fehler unterlaufen zu sein: Das tatsächliche Genie, welches den Engima-Code knackte, war nämlich homosexuell, und die fehlende gesellschaftliche Akzeptanz dafür trieb ihn in den Selbstmord. Hier dagegen löst sich am Schluß alles in Wonne auf.
"Enigma" verdient wirklich nicht die Bezeichnung Thriller, weil der Film ziemlich unaufregend ist. Er marschiert ruhig und bedächtig auf sein konventionelles Ziel zu. Am Schluß stellt sich beim Zuseher eher Gleichgültigkeit ein. Ziemlich mittelmäßig.
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