Es kommt auf den Charakter an, nicht auf die äußere Hülle - das wußte schon Quasimodo. Für die Hauptfigur in "Schwer verliebt" braucht es allerdings eine Hypnose-Suggestion, um sich in ein Elefantenmädchen zu verlieben.
Haben die Farelli-Brüder mit ihren Filmen "Dumm und Dümmer", "Verrückt nach Mary" und "Ich, beide und sie" das Peinliche salonfähig gemacht? Vielleicht. Ausfluß und andere Körpersekrete und -dämpfe haben sie in ihrem neuen Film allerdings hintan gestellt. Sonst hätte eine verhärmte Zicke wie Gwyneth Paltrow wohl kaum mitgespielt. Allerdings - wenn man bedenkt, wie selten sie in letzter Zeit im Kino auftauchte.... aber genug jetzt.
Hal (Jack Black) steht ausschließlich auf Frauen vom Model-Typus. Er ist völlig darauf fixiert, wie Frauen aussehen. Hal verkennt aber seine frappante Tendenz zur Selbstüberschätzung: Er schiebt einen Schwabbelbauch vor sich her, ist schlecht frisiert und gekleidet und nicht besonders reputierlich, wenn man in der Öffentlichkeit mit ihm auftritt. Damit versteigt er sich regelmäßig in eine Liga, von der er Welten entfernt ist - genau wie seine Freunde, allesamt heftig gestörte Exemplare der Gattung Nerd.
Als ihm der Selbsthilfe-Guru Tony Robbins (der sich selbst spielt) eines Tages hypnotisiert - auch das blinde Huhn braucht Hilfe, wenn zu lange kein Korn daherkommt -, sieht Hals Welt plötzlich völlig anders aus. Er hat nur noch Augen für die inneren Werte der Menschen - und verliebt sich flugs in Rosemary (Gwyneth Paltrow), eine bezaubernde, herzliche, blonde Schönheit. Letzteres gilt aber nur für Hal, denn in Wirklichkeit wiegt Rosemary 150 Kilo (und das ist nicht schön, ganz bestimmt nicht). Für einen beträchtlichen Zeitraum ist also für Gageinlagen gesorgt - bis die Hypnose nachläßt und Hal sich der Wirklichkeit stellen muß....
Die Brachial-Humoristen Bobby und Peter Farelli sind mit ihrem Film deutlich zahmer geworden, was man allerdings auch reifer oder subtiler nennen kann. Natürlich ist "Shallow Hal" voll von Witzen, bei denen man sich winden möchte, aber das Niveau ist anders, weniger auf Exploitation ausgelegt als auf eine (tatsächlich) philosophische Basis. Die Wichtigkeit des Aussehens ist das zentrale Thema, und daß dies ein überaus schwieriges ist, sollte niemand in Frage stellen.
Die Farellis gehen gefühlvoller zu Werke, und im Endeffekt auch erwachsener als in ihren bisherigen Filmen. Allerdings gleitet die Angelegenheit dann auch schnell in Kitsch ab - was nicht unbedingt schlecht sein muß, denn Filme sollen uns ja in eine Phantasiewelt entführen und Emotionen möglichst blank und pur zur Schau stellen, zumindest, wenn sie aus Hollywood kommen. Aber die Realität sieht anders aus, insoferne darf man sich vom neuen Farelli-Film nicht mehr erwarten als ein vergnügliches Märchen.
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