Sprachgewaltig, durchtrieben und für jeden Fall gewappnet sind die Figuren in David Mamets neuem Film "Heist". Das zeugt vom gewandten Geist des Pulitzer-Preisträgers, ist aber am Ende vor allem unglaubwürdig.
Joe Moore (Gene Hackman) ist ein alternder, aber überaus erfolgreicher Räuber. Er hat eigentlich seinen Beitrag im Leben geleistet und ist drauf und dran, sich mit seiner hübschen, jungen Frau Fran (Rebecca Pidgeon) in die Südsee abzusetzen. Dazu müsste allerdings sein Hehler Bergman (Danny DeVito) mit der noch ausstehenden Summe rausrücken. Als Joe durch einen dummen Zufall beim letzten Juwelier-Raub von Überwachungskameras gefilmt wird und sein Gesicht nun erstmals in seinem Leben polizeibekannt ist, benutzt Bergman dies als Vorwand und Druckmittel, um Joe zu einem letzten großen Coup zu zwingen. Am Flughafen soll ein Container mit Gold aus der Schweiz abgestaubt werden. Joe, der keine andere Wahl hat, willigt ein.
Joes Plan, den er mit seinen vertrauensvollen Kumpanen Bobby (Delroy Lindo) und Pinky (Ricky Jay) ausgeheckt hat, ist wie immer perfekt. Einziger Schwachpunkt ist Bergmans Assistent Jimmy (Sam Rockwell) - Bergman hat darauf bestanden, daß Jimmy im Team mitspielt. Als Jimmy sich als zu großes Risiko erweist, bläst Joe den Coup ab. Er versucht stattdessen, seine Yacht zu verkaufen, um auf diesem Weg an sein Ruhestandsgeld zu kommen. Aber auch das wird vereitelt: Jimmy, der sich heimlich in die Yacht eingeschlichen hat, vertreibt den Käufer. Und zu allem Überfluß entpuppt er sich als Geliebter von Fran. Joe, von Frau und Geschäftspartner betrogen, entschließt sich zur Flucht nach vorn: Er nimmt den alten Plan wieder auf und führt den Coup doch noch durch. Aber auch hier spielen zu viele unterschiedliche Motive der beteiligten Parteien mit, als daß alles glatt laufen könnte. Jeder versucht, den anderen hinters Licht zu führen und zu betrügen. Wer wird am Ende als Gewinner hervorgehen?
"Heist" ist eine Ansammlung von überraschenden Wendungen, wie sie selten in derart komprimierter Form serviert wurde. Für jedes unvorhergesehene, uneingeplante Ereignis gibt es einen Ausweichplan, und wenn darin wieder etwas nicht funktioniert, gibt es wieder eine Plan B etc. etc. - fast schon zuviel für eine Geschichte, die in der wirklichen Welt spielt. Die Charaktere sind höchst erstaunliche Kopfarbeiter: Wer so weit vorausdenken und so kompliziert und vielschichtig vorausplanen kann, sollte es eigentlich nicht nötig haben, Verbrechen zu begehen. Zu allem Überfluß sind die Leute in "Heist" auch noch sowas von zungenfertig, daß man nur noch mit den Ohren schlackern kann. Hier werden in jeder Situation und auch zum unmöglichsten Zeitpunkt die passenden coolen Meldungen geschoben.
David Mamet, gefeierter Bühnenautor, Pulitzer-Preisträger und einer von Amerikas intellektuellsten Regisseuren, folgt in seinem neuen Werk wieder dem Prinzip des Verwirrspiels. Diesmal allerdings ist er etwas über die Grenze des Erträglichen hinausgeschossen. Man kann seiner Riege hervorragender Schauspieler, allesamt in sehr guter Form, absolut nichts vorwerfen. Aber die Story ist, wenn auch extrem variantenreich und vielschichtig, einfach viel zu inszeniert. Die ständigen Wendungen geraten allzu schnell zum Selbstzweck - bald hat man das Gefühl, in einem Film zu sitzen, der nur gemacht wurde, um dem Regisseur zu ermöglichen, sein Talent zum verwickelten Geschichtenerzählen bis zum Exzess auszuleben. Und da wird einem plötzlich fad, ohne daß man genau weiß, wie einem geschieht.