Was haben die Leichen des Startänzers des Moulin Rouge und seiner jungen Verehrerin mit dem brutalen Mord an einem Crack-Dealer zu tun? Maurice Laice, stets schlecht gelaunter Kommissar, ermittelt im Pariser Montmartre-Viertel.
Wie in Fachkreisen bekannt, hat sich in Frankreich eine eigene Tradition des sogenannten harten Kriminalromans entwickelt. Bislang waren Übersetzungen der aus diesem Genre stammenden Werke eher selten. Seit kurzem bringt der Distel Literatur Verlag - in Kooperation mit dem französischen Traditionshaus Gallimard - wieder Neuausgaben der legendären Série Noire auf deutsch. Neben Jean-Patrick Manchette und Jean-Bernard Pouy gehört auch Chantal Pelletier zu den neu aufgelegten Autoren der Serie. Nach "Eros und Thalasso" folgt mit "Der Bocksgesang" nun der zweite Krimi rund um Hauptkommissar Maurice Laice.
Zur Handlung: Im berühmten Etablissement Moulin Rouge werden der schöne Manfred Godalier und die junge Elsa Suppini in enger Umarmung mit durchgeschnittenen Kehlen gefunden. Kommissar Maurice "Momo" Laice übernimmt den Fall und sieht sich bald mit einer weiteren Leiche konfrontiert: einem Crack-Dealer mit durchgebissener Kehle. Die Ermittlungen führen Laice aus dem tiefsten Rotlichtmilieu von Montmartre bis nach Algerien, wo er alsbald einem Geflecht aus zwielichtigen Immobiliengeschäften und Pornovideos gegenübersteht.
Chantal Pelletiers Hauptfigur, der ständig schlecht gelaunte 40jährige Kommissar Maurice Laice, kann sich in seiner Originalität mit berühmteren Kollegen wie dem italienischen Brunetti und dem schwedischen Wallander problemlos messen. Pessimistisch und resignierend, drehen sich seine Gedanken einerseits um die eigene Impotenz, andererseits um die Greuel in "seinem" Bezirk. Realistisch zeichnet Chantal Pelletier das Bild eines Mannes, der in emotionaler Distanz zu seinen Mitmenschen lebt und an den Zuständen in der Welt verzweifelt.
Ganz anders sind die unerschütterlichen und starken Frauen, mit denen Momo ständig konfrontiert ist - allen voran seine lesbische Vorgesetzte, Hauptkommissarin Aline Lefevre, die ihn nicht nur mit der Verunglimpfung seines Namens ärgert, der wie das englische "more is less" klingt, sondern auch mit ihrer ungebrochenen Energie, ihrem Tatendrang und ihrem ständigen Gerede von Sex.
Neben dem perfekt eingefangenen Lokalkolorit des Montmartre-Viertels und den lebendig gezeichneten Charakteren ist es vor allem Pelletiers "spitze Feder", die dem Roman die richtige Würze verleiht. Mit viel schwarzem Humor, Sarkasmus und der oft derben Sprache des Milieus sowie einem scharfen Blick auf das Innenleben der Figuren werden die Geschehnisse nüchtern und doch lebendig erzählt. Ein Muß für Anhänger der "Schwarzen Serie".
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