In Cannes und Sundance wurde Karyn Kusamas Jugenddrama "Girlfight" mit mehreren Preisen bedacht. Der Film über ein Mädchen, das Boxerin werden will, ist überraschend wahrhaftig.
In den miesen Vierteln von Los Angeles gibt es nicht immer viel zu lachen, und Diana (Michelle Rodriguez), die sich mit Vater und Bruder eine kleine Wohnung teilt, hat es besonders schwer. Ihr Vater glaubt eigentlich nur an seinen Sohn; Diana fühlt sich ungeliebt und nebensächlich. Das resultiert in ständigen Schwierigkeiten an der Schule; Diana neigt zum Raufhandel, weil sie ihre Agressionen kaum unter Kontrolle halten kann. Ihr Bruder, der eigentlich ein kunstbeflissener Weichling ist und ans College gehen will, wird vom Vater zum Boxtraining angehalten. Als Diana ihn eines Tages aus dem Boxclub abholt, entdeckt sie ihr Interesse für den Sport. Irgendwie spürt sie, daß das Boxen wie für sie gemacht ist. Der Start ist allerdings schwer: Zwar gelingt es ihr, den Trainer Hector (Jaime Tirelli) zu überreden, sie als Schülerin zu akzeptieren. Das Geld fürs Training muß sie allerdings ihrem Vater stehlen, und überhaupt muß sie ihre neuen Karrierebestrebungen vorerst geheim halten. Ihr Bruder ist auch alles andere als angetan davon, daß seine Schwester jetzt im selben Ring steht.
Im Club stößt Diana vorerst auf Abneigung und Hohn. Aber Hector glaubt an sie, und mit eisernem Willen macht sie schnell Fortschritte. Der Champ des Clubs zeigt sogar ehrliches Interesse für sie, auch wenn Diana scheinbar keine Chance gegen seine hübsche Trophäenfreundin hat. Diana kämpft verbissen um Anerkennung und Liebe - und die Erfolge lassen nicht allzu lang auf sich warten, was auch ihrem Selbstbewußtsein und ihrer Lebensfreude auf die Beine hilft...
So berechtigt Witze über Damenfußball und Frauenboxen sein mögen, so wenig bewegt sich dieser Film doch in den zugehörigen Klischeevorstellungen. Es geht primär um die Selbstfindung einer Außenseiterin, die sich aus sozialen Widrigkeiten und psychologischen Engpässen aus eigener Kraft heraushieft, um ihren individuellen Weg zu finden. Nachvollziehbare Motivationen, vielschichtige Charaktere, sozialer Realismus ohne Schwarz- oder Schönfärberei – auch wenn "Girlfight" kein besonders aufsehenerregender Film ist, überzeugt er als unkitschiges Sozialdrama auf ganzer Länge.
Einzig trauriges Detail: Michelle Rodriguez mußte zuletzt im Prolo-Exploitation-Streifen "The Fast And The Furious" antreten. Naja, jeder muß essen.
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