Genie und Wahnsinn

In der Tiefsee geht´s heiß her. Ähnlich wie beim ehrwürdigen Klassiker "Deep Fighter" stellt sich in "Auqanox" die Menschheit unter Wasser einer dunklen Bedrohung. Leider wird die graphische Genialität des Spiels durch nicht unerhebliche Defizite annähernd zunichte gemacht.

Wer sich schon seit einigen Jahren die Freizeit lieber mit einem gepflegten Spielchen vor dem Computer vertreibt, als sie mit seinen Mitmenschen zu verbringen, kann sich höchstwahrscheinlich an die legendäre "Wing Commander"-Reihe aus dem Hause Origin erinnern. In regelmäßigen Abständen sorgten Chris Roberts & Co dafür, daß geplagte Elternteile ihre Urlaubskasse in einen der neuesten Prozessor stecken mußten, um so das hysterische Plärren ihrer Sprösslinge einzudämmen.

Allein von der Optik hätte "Aquanox" das Zeug dazu gehabt, die ohnehin geisteskranke Aufrüstwut der Spielergemeinde in neue Höhen zu treiben. Das Spiel präsentiert sich in einer noch nie dagewesenen Graphikorgie mit Lichteffekten, die selbst der bislang etwas unterforderten GeForce 3 doch einiges an Potential entlocken. Die Texturen sehen selbst aus nächster Nähe noch perfekt aus und die ganze Wasserpracht fühlt sich dank der einmaligen Umgebungsgraphik richtig lebendig an.

Der Grund warum im Moment nicht Tausende Spieler die Läden stürmen, um aus ihren ächzenden Bytespuckerln wieder GHZ-vernichtende Cybermonster zu machen, liegt an einem kleinen, aber feinen Hindernis. "Aquanox" spielt sich einfach mies.

Selbst wenn das Spiel nicht von einer nicht gerade bescheidenen Anzahl von Abstürzen geplagt wäre und es auch auf WindowsXP absolute tadellos laufen würde, bliebe immer noch ein auch beim besten Willen nur durchschnittliches Actionspielchen.

Das größte Problem bei "Aquanox" ist die erbärmliche Steuerung, mit der die Programmierer den Spieler quälen. "Aquanox" spielt sich wie ein schlechter Ego-Shooter, den man sich unter dem Einfluß bewußtseinserweiternder Substanz reinzieht. Da die Handlung ja unter Wasser abläuft, wird das Getorkle noch durch Pseudo-Physik verschlimmert, sodaß man nach kurzer Zeit den Eindruck hat, sich durch zähflüssigen Sirup zu bewegen. Im Kampf verschlimmert sich die Misere noch mal, da man jetzt aus den eigenen abgehackten Bewegungen auch noch die abgehackten Bewegungen der Computerschiffe mit einkalkulieren muß.

Abgerundet wird die teilweise erbärmliche Präsentation durch die scheußliche Musik des Spiels. Techno mag ja Geschmackssache sein, doch was da auf den geplagten Spieler zukommt, klingt als hätte man Cannibal Corpse mit den Chemical Brothers gekreuzt und den so entstandenen musikalischen Durchfall digitalisiert. Die einzige Möglichkeit, das Spiel länger als 10 Minuten durchzuhalten, besteht darin die Musik komplett abzudrehen und im Hintergrund eine CD auf der Stereoanlage laufen zu lassen.

"Aquanox" ist so ein schlimmes Beispiel für vergeudetes Potential, wie man es schon lange nicht mehr erlebt hat. Die bislang beste Graphik in der Computerspielindustrie wird kaltblütig von einer nicht enden wollenden Welle von Nachlässigkeiten und Bugs dahingemetzelt.

Alle 6 Kommentare ansehen

Kärntner?
(Anonym, 11.09.2006 11:20)

Ganz toll.
(Truhe, 03.01.2007 00:48)

Und noch was...
(Truhe, 03.01.2007 00:51)

Re: Ganz toll.
(Redaktion, 06.01.2007 15:08)

oO
(Truhe, 10.01.2007 01:20)