Liebe und Überlebenskampf im vorletzten Jahrhundert: Michael Winterbottoms Spätwestern "Das Reich und die Herrlichkeit" ist ein Epos aus der Zeit des ausklingenden Goldrauschs.
Einst verkaufte ein junger Mann auf der Suche nach Gold in den nordkalifornischen Bergen seine Frau und seine neugeborene Tochter - für Gold. Heute nennt man ihn Dillon (Peter Mullan), und Kingdom Come, eine kleine Goldgräber- und Pionierstadt in den verschneiten Bergen Nordkaliforniens, ist seine Stadt. Er ist der Patriarch hier, ihm gehorchen die Leute, und ihm allein gehört Lidia (Milla Jovovich), das schönste Freudenmädchen im örtlichen Saloon.
Dillon sitzt außerdem auf einer riesigen Menge Gold. Das allerdings kann ihm bei seinem derzeit wichtigsten Anliegen nicht helfen: Ein Trupp der Central Pacific Railroad, geführt vom jungen Vermessungstechniker und Abenteurer Dalglish (Wes Bentley), befindet sich gerade in der Nähe, um die Trasse der Eisenbahn zu vermessen und zu verlegen, die die Ost- mit der Westküste verbinden soll. Und Dillon will mit allen Mitteln erreichen, daß die Bahn durch seine Stadt führt - der einzige Garant für die Zukunft, denn die Goldadern sind längst versiegt.
Als die todkranke Elena (Nastassja Kinski) mit ihrer Tochter Hope (Sarah Polley) in der Stadt auftaucht, wird Dillon auch noch von seiner finsteren Vergangenheit eingeholt: Elena war die Frau, die er in jungen Jahren verraten hatte, und Hope ist seine Tochter. Dillon weiß, daß nun die Zeit gekommen ist, seine Fehler wieder gutzumachen. Er heiratet Elena noch einmal und will ihr und seiner Tochter ein sorgloses Leben garantieren. Aber es kommt alles anders...
Große Gefühle, beeindruckende Landschaftsaufnahmen und der spürbar harte Überlebenskampf der Protagonisten, gepaart mit dem Faustrecht der Pionierzeit und dem rauhen Klima des Nordens, machen "Das Reich und die Herrlichkeit" zu einem vielschichtigen Epos, das zwar unspektakulär wirkt, aber nachhaltig in Erinnerung bleibt. Die Schauspieler sind durchwegs sehr gut; vor allem Milla Jovovich zeigt erstmals wirkliches Talent.
Der Wilde Westen ist in diesem Film überaus wild, aber in gänzlich entmystifiziertem Sinn. Winterbottoms Werk wirkt beinahe wie sehr lebensnaher Geschichtsunterricht, der weniger historische Fakten als die Erlebnis- und Gefühlswelt der Menschen von damals auf die Leinwand bringt. Vielleicht wird sich der eine oder andere dabei langweilen, doch die Vielschichtigkeit des Films sollte die Mehrheit der Zuseher zufriedenstellen.
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