Mit einer abendfüllenden Parallelmontage werden in "Black Box BRD" die verloschenen Leben des Bankers Alfred Herrhausen und des Terroristen Wolfgang Grams beleuchtet.
Die jüngere deutsche Geschichte, unter der man gemeinhin alles zusammenfaßt, was irgendwie mit dem Kampf der christlichen deutschen Regierung Helmut Kohls gegen den extrem linken Untergrund der BRD während der 80er und 90er Jahre zu tun hat, hat in letzter Zeit mehrfach Stoff für interessante Unterhaltung abgegeben - am stärksten sicherlich im Film "Die innere Sicherheit", aber auch in mehreren Dokumentationen. Unter ihnen erzählt "Black Box BRD" eine der tragischsten Geschichten aus diesem Kontext.
Da ist zum einen der ehemalige Top-Manager der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, ausgebildet u. a. in einer NSDAP-Eliteschule, durch Protektion in einen Top-Job ein- und bald zu einem der mächtigsten Männer der BRD aufgestiegen - offenbar das klassische Feindbild der Roten Armee Fraktion. Doch Herrhausen hatte auch andere Seiten. Er trat für die Entschuldung der Dritten Welt ein und wollte die Deutsche Bank von Grund auf reformieren, was aber auf so harten Widerstand der anderen Manager stieß, daß Herrhausen laut über Rücktritt nachdachte. Zwei Tage später flog er in seinem gepanzerten Mercedes durch eine ferngezündete RAF-Bombe während der Fahrt in die Luft. Das war 1989.
Als einen der Drahtzieher dieses und anderer Mordanschläge der RAF verfolgten vier Jahre später mehrere Polizisten einen jungen Mann namens Wolfgang Grams zum Bahnhof Bad Kleinen. Grams stürzte laut Augenzeugenberichten auf die Gleise und wurde dann mit einem Genickschuß regelrecht hingerichtet. Die offizielle Version des Vorfalls spricht von Selbstmord.
Ohne Wertung oder manipulative Kunstgriffe läßt Andres Veiel die Tatsachen für sich sprechen. Er läßt Wegbegleiter, Freunde und Verwandte der beiden Personen zu Wort kommen. Langsam entsteht ein relativ umfassendes Bild der beiden Hauptfiguren, sie werden quasi zu Aushängeschildern jener politisch brisanten Phase der BRD, die auch ihre letzte Lebensphase war.
Kein sehr spannender und ein gelegentlich mit zu lang geratenem Füllmaterial gestopfter Film - allerdings über ein spannendes Thema und mit vielen Augenzeugenberichten.
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