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Zehn Sommer sind ins Land gegangen, seitdem Roszondas, der Ziehsohn eines Drachen, durch einen heimtückischen Angriff sein Leben verloren hat. In "Gorasul: Das Vermächtnis des Drachen" hat der Spieler nun die Aufgabe, sein Gedächtnis etwas aufzufrischen.
Der Protagonist von "Gorasul" heißt Roszondas und ist ein ganz besonderes Menschenkind, da er als Säugling von seiner Mutter vor der Tür eines Drachen abgelegt wurde. Dieser nahm ihn auf und kümmerte sich um den kleinen Knaben, inklusive Pflege und Erziehung. Bald danach wurden Roszondas Gaben auf eine schwere Probe gestellt: Untote erhoben sich und begannen Krieg gegen die Götter zu führen. Roszondas gelang es zwar, die dunklen Heerscharen zurückzuschlagen, er mußte dies jedoch mit seinem Leben bezahlen.
Zehn Jahre sind seitdem vergangen, und wieder erscheinen die lebenden Toten in Gorasul, weswegen die Götter beschließen, Roszondas aus der Unterwelt zurückzuholen. Allerdings hat diese Wiedererweckung einen unvorhergesehenen Nebeneffekt, denn aufgrund der langen Zeitspanne hat Roszondas all seine Erinnerungen verloren, und diese Amnesie gilt es als erstes zu heilen.
Wer jetzt denkt, daß ihm diese Storyline doch recht bekannt vorkommt, der braucht sich nur an das geniale Rollenspiel "Planescape: Torment" von Black Isle zu erinnern, und es wird ihm wie Schuppen von den Augen fallen. Dies ist jedoch nicht die einzige Parallele zu Bestsellern, denn sowohl Kampf- als auch Menüsystem lassen vor allem Erinnerungen an "Baldur´s Gate" aufkommen; teilweise sind Passagen aus dessen Story ebenfalls geklaut.
Am Anfang jedes guten Rollenspiels kommt die Charaktererschaffung - so auch in "Gorasul". Allerdings kann sich der Spieler keinen eigenen Charakter auswählen, sondern bekommt von Anfang an Roszondas zugeteilt. Man kann den Helden aber verschiedene Charakterklassen lernen lassen - z. B. Magier, Krieger, Waldläufer, Bannwirker oder Schwertrichter. Danach muß der Spieler eine Anzahl von fix vorgegebenen Punkten auf die Attribute sowie die Drachenfähigkeiten vergeben. Letztere sind sozusagen die Notbremse im Spiel, da der Spieler keinerlei Einfluß auf deren Einsatz hat. Sie aktivieren sich immer dann, wenn Roszondas schon dem Tode nahe ist.
Das Neue an "Gorasul" ist, daß der Protagonist bereits bei der Charaktergenerierung eine Waffe zur Seite gestellt bekommt, die dann als (manchmal nervender) Ratgeber fungiert. Auch hier muß der Spieler die Werte selbst bestimmen, wobei Intelligenz und Mut die wichtigsten Attribute sind, die die Waffe (Schwert, Hammer, Bogen etc.) besitzt, denn eine intelligente Waffe versorgt den Spieler immer wieder mit nützlichen Ratschlägen, und das nicht nur im Kampf. Da jede Waffe auch einen Egowert hat, kann es im Laufe des Spiels immer schwerer werden, die Kontrolle über diese zu behalten - siehe das Töten von Gruppenmitgliedern, weil sie der martialische Gefährte nicht leiden kann.
Spieltechnisch und graphisch reiht sich "Gorasul" zwar in die obere Liga ein, fällt dort aber nicht wesentlich auf. Seine eigentliche Stärke liegt in der Musikuntermalung, da Giovanni Vindigni die Atmosphäre des gesamten Spiels mit orientalisch angehauchten Stücken unterstreicht, die wirklich mehr als hörenswert sind.
Für all jene, die "Baldur´s Gate", "Planescape: Torment" und "Icewind Dale" schon durchgespielt haben, bietet sich "Gorasul" als Überbrückung auf den nächsten Knaller mehr als an.
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