Wußten Sie, daß Kanada "Dorf" bedeutet und daß Spanien "Insel der Klippschliefer" heißt, obwohl es diese murmeltierartigen Viecher beim Iberer gar nicht gibt? Damit Ihnen diese und andere Wörter künftig nicht mehr wie spanische Dörfer vorkommen, wirft Hartwig Lödige sein nunmehr bereits drittes etymologisches Wörterbuch (das gar keines ist) auf den Markt.
Nach "Ketchup, Jeans und Haribo" und "Audi, Kat und Cabrio" - beide im Jahr 2000 bei Ullstein erschienen - stellt der Autor mit "Tesa, Tuc und Teddybär" ein weiteres Buch vor, das sich dem Ursprung "rätselhafter Wörter" (so der Untertitel) des täglichen Sprachgebrauchs widmet. Ausgewählt wurden die ins Lexikon aufgenommenen Begriffe nach dem Bekanntheitsgrad des Wortes und der Originalität der Lösung. Dabei geht Originalität oft auf Kosten der Genauigkeit; so manche Worterklärung scheint etwas zweifelhaft. In etymologischer Hinsicht zuverlässig sind nur jene Artikel, die von den großen Wörterbüchern wie Duden oder Kluge mehr oder weniger übernommen wurden.
Wie aus den Auswahlkriterien bereits hervorgeht, harkt sich das Buch quer durch den Gemüsegarten. Ein Anspruch auf Vollständigkeit wird nicht erhoben. Für Salonlöwen, die sich mit geeignetem Konversationsstoff wappnen wollen, ist die Lektüre dafür wärmstens zu empfehlen: "Wußten Sie schon, daß der bekannte Hund vor dem Grammophon des Plattenlabels EMI-Electrola wirklich existiert hat und auf den Namen Nipper hörte?" Das sind Dinge, die man einfach wissen muß - für den Fall, daß man vorhat, eines Tages als schwitzender "Millionenshow"-Kandidat einer halbbildungsbeflissenen Barbara Stöckl gegenüberzusitzen.
Neu gegenüber herkömmlichen Wörterbüchern ist die großzügige Aufnahme von Marken- und Firmenbezeichnungen. Wen´s interessiert, der erfährt hier, daß die Bezeichnung des deutschen Herstellers von Trainingsanzügen für Pensionisten - Adidas - von einer Verkürzung des Gründernamens Adi Dassler herrührt. Oder daß "Canon" eine Anpassung des japanischen "Kwanon" an internationale Verhältnisse darstellt; Grund dafür: Der Firmengründer war ein Anhänger des buddhistischen Bodhisattwa Kwannon.
Manches bleibt Hartwig Lödige schuldig: Wer im Buch nach der im Vorwort so vollmundig angekündigten Worterklärung von "Ciao" (das "Ich bin dein Sklave" bedeuten soll) sucht, der sucht vergeblich. Selbiges gilt fürs "Känguruh". Vielleicht bereitet er ja schon den vierten Teil seines Langzeitprojektes vor und will nicht gleich alle Platzpatronen auf einmal verschießen...
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