Gut, es hat verdammt lange gedauert, und jeder hat den Film in seiner ersten Fassung schon ein paarmal gesehen. Trotzdem: Im Director´s Cut ist "Apocalypse Now" endlich vollendet.
Orson Welles hat zu Beginn seiner Karriere mit "Citizen Kane" sein großes Meisterwerk gedreht und später oft darauf hingewiesen, daß er dergleichen keinem anderen Filmemacher wünschen würde. Es ist eben ein hartes Schicksal, wenn man die Latte gleich am Anfang dermaßen hoch legt und den Rest seiner Karriere damit verbringt, noch einmal drüberspringen zu wollen. Bei Francis Ford Coppola begibt man sich mit der Frage, ob nun die "Godfather"-Trilogie oder "Apocalypse Now" sein Meisterwerk ist, aufs Glatteis. Zweiterer hat aber sicher die interessantere Background-Story.
Wie schwierig es war, "Apocalypse" zu drehen, kann man in der Dokumentation "Hearts of Darkness" erfahren - tropische Stürme, extrem überzogene Drehdauer und Produktionskosten sowie der Herzinfarkt eines Hauptdarstellers sind nur Teile dieser Katastrophengeschichte. Wie der Film vom Regisseur eigentlich geplant war, kann man nun jedenfalls in den Kinos nachprüfen. Coppola hat seinen verstörenden Antikriegsfilm, der vor 22 Jahren die Goldene Palme von Cannes erhielt und zur Legende wurde, um 50 Minuten verlängert.
Die Suche Captain Willards (Martin Sheen) nach dem abtrünnigen Colonel Kurtz (Marlon Brando), der sich tief in den Dschungel von Vietnam und Kambodscha zurückgezogen hat, um sein eigenes kleines Reich zu errichten, wird in der neuen Fassung zu einer schleichenden, konsequent schlimmer werdenden Odyssee in die Abgründe des Kriegswahnsinns. Mehrere Etappen auf Willards Reise wurden hinzugefügt, die den Horror des planlosen, unkoordinierten Krieges der USA gegen den Vietcong zu einer sich langsam aufbauenden, anarchistisch enthemmten Orgie aus Gewalt, Verzweiflung und Entmenschlichung machen. Jeder, der sich auch nur ein bißchen für Kino interessiert, sollte die ursprüngliche Fassung von "Apocalypse" eigentlich gesehen haben. Die neue Version vertieft die bewußtseinserweiterende Erfahrung, macht sie runder und dramaturgisch perfekt - auch wenn nun teilweise Längen entstehen, die die erste Fassung nicht hatte.
Großartiges Schauspiel, umwerfende Bilder, eine packende Story und das Grauen, wie es realistischer kaum sein könnte - lassen Sie sich das nicht entgehen.
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