Eklektizismus ohne Ende: Trevor Jackson präsentiert unter dem Namen Playgroup ein bunt schillerndes Wirrwarr an Sounds und Stimmen, das stilistisch auf mehreren Hochzeiten tanzt.
Wieviel Genre-Switching kann ein durchschnittlicher Musikkonsument heutzutage ertragen? Einiges - wenn es nach Trevor Jackson, dem kreativen Kopf hinter Playgroup, geht. Der durch seine Produzententätigkeit in der Londoner Underground-HipHop-Szene und Remix-Jobs für Massive Attack, Death In Vegas oder U2 (vor allem unter dem Pseudonym Underdog) zu einem mehr oder weniger hohen Bekanntheitsgrad gekommene 34jährige Labelbetreiber (Output) will es jetzt mit seinem Debütalbum genau wissen.
Playgroup soll das Kind also heißen. Na bitte - an sich ist das ja gar nicht so unpassend. Jackson selbst ist in dieser Spielgruppe vermutlich der hyperaktive Fratz, der keine fünf Minuten stillsitzen kann und ständig Beschäftigung braucht, weil ihm sonst ganz schnell ganz langweilig wird. Anders läßt sich diese wahnwitzige Stilvielfalt, dieses Übermaß an Sounds, Rhythmen und Stimmen kaum erklären. "Playgroup" (das Album) ist überdreht, fiebrig und bunt schillernd - wie uns bereits das außerordentlich farbenfrohe, sehr an Daft Punks 2001er-Robo-Style angelehnte, Cover-Artwork signalisieren möchte.
Überhaupt, Daft Punk! Wenn die erste Single "Number One" nicht laut "Discovery" schreit, was sonst? Wie bei den Kollegen aus Frankreich stehen auch hier viele Zeichen auf 80er-Jahre-Verwurstung, Vocoder-Überstrapazierung inklusive, beispielsweise bei den qualitativ stark schwankenden Synthie-Pop-Beiträgen "Medicine Man", "Hideaway" oder dem von Mr. Jackson höchstselbst angestimmtem "Overflow".
Das dürfte dem Meister dann aber noch nicht gereicht haben - er braucht mehr Gastsänger und -instrumentalisten. Edwyn Collins und Roddy Frame (Aztec Camera) genügen da noch lange nicht; Jackson holt sich noch Kathleen Hannah (Le Tigre, of Bikini-Kill-Fame), Ted Milton, Peaches, Gonzales, Lucy Perls Joi und noch ca. 45,6 andere. Zum munteren Stilquerfeldein muß er obendrein noch etwas tiefer in der Plattenkiste kramen: Dub fehlt noch ("Surface to Air" erledigt das), schicke Tanzflurkracher würden auch nicht schaden (also treibender Vocal-House mit knalliger Baßlinie in "Make It Happen") oder ein bißchen Disco-Funk ("Front 2 Back").
Das ist dann doch etwas zuviel des Guten und dabei vom meisten nicht genug. In all der schillernden Buntheit ist zumindest der songwriterische rote Faden stellenweise verlorengegangen. Vielleicht wäre weniger in diesem Fall doch das neue Mehr gewesen. Schließlich ist es gerade die letzte Nummer, eine von Shinehead sehr entspannt intonierte Dancehall-Adaption von Paul Simons "50 Ways to Leave Your Lover", die die Sonne doch noch aufgehen läßt.
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