Ein Chinese unter Weißbroten: Für das, was Luc Besson dem Karatestar Jet Li ("Romeo Must Die") mit "Kiss of the Dragon" auf den Hals produziert hat, ist die letzte Metro abgefahren.
Liu (Jet Li) ist ein chinesischer Superbulle, der ganz toll Karate kann und ein mit Akupunkturnadeln gespicktes Armband trägt, mit dem er allerlei Tricks zu vollbringen weiß. Er reist in die Stadt der Liebe, um einem Flic (so nennt der Franzos seine Polizei) bei einem schwierigen Auftrag zu helfen. Aber der böse Bulle Jean-Pierre (Tcheky Karyo), ein wirklich hundsgemeiner Saukerl, der die Tochter der jungen Jessica (Bridget Fonda) entführt, um die Mutter heroinabhängig zu machen und zur Prostitution zu zwingen, und der auch vor Mord an eigenen Kollegen in aller Öffentlichkeit nicht zurückschreckt, hat da etwas dagegen.
So sieht sich der schweigsame, gute Liu bald einer riesengroß angelegten Polizeiverschwörung gegenüber, und in der großen, unbekannten Stadt mit dem hübschen, hohen Blechtürmchen ist er plötzlich ganz allein und weiß gar nicht, wo er noch überall hinflüchten soll. Was für ein Zufall, daß sein chinesischer Onkel (über zehn Ecken) genau in der stinkenden Gosse, wo Jessica ihrer unreputierlichen Arbeit nachgeht, seine Hummerchips fabriziert. Das kann ja romantisch werden. Liu will eigentlich vom dekadenten Westen Abstand halten, aber die Impertinenz der süchtigen Hure wider Willen rührt ihn so, daß ihr beisteht. Showdown.
Luc Besson ist ein Kapitel für sich, über das wir uns in diesem Medium schon reichlich ausgelassen haben. Jetzt produziert er auch noch einen Eastern in Paris. Daß man dabei für ein paar mittelmäßige Actionszenen ein Patchwork von einer Story, gespickt mit Ungereimtheiten, unmöglichen Zufällen und absurd unrealistischen Charakteren über sich ergehen lassen muß, sei aber trotzdem mitgeteilt. Nur nicht zuviel erwarten...
Jet Li, ein drahtiger kleiner Mann aus China, der wie ein Gummiball herumspringen und die Fäuste schwingen kann, wandert mit ausdrucksloser Kolchosenmiene durch die Tschinbumm-Story und ist vorher genauso gescheit wie nachher. Tcheky Karyo, dessen Tauglichkeit für französische Filme mit fernöstlichem Beigeschmack bereits in "Crying Freeman" fragwürdig erprobt wurde, kehrt nun mit vervielfachter Bösartigkeit ins Genre zurück. Man muß ihm zugute halten, daß er zumindest Ansätze von Schauspielkunst zeigt. Am besten ist noch Bridget Fonda, bei der man wohl davon ausgehen muß, daß die Angebote rar sind und sie es nötig hatte.
Ansonsten ist der Film ein bunt angemalter Blödsinn. Luc Besson eben - der hat ja auch das einfältige Drehbuch geschrieben. Regisseur Chris Nohan wurde übrigens von Monsieur Besson entdeckt. Das wünscht man niemandem.
Zur Zeit liegen noch keine Kommentare vor.
|