Lichtgeschwindigkeit minus Epsilon

Bevor in den siebziger Jahren die Abenteuer von Luke Skywalker und Konsorten für Furore sorgten, galt die Aufmerksamkeit des SF-Fans einem Haufen lebender Flohbeutel: Pierre Boulles "Planet der Affen" hatte die Leinwand erobert.

Nur wenigen Romanen ist das Schicksal beschieden, als Klassiker in die Geschichte einzugehen - besonders, wenn sie sich thematisch innerhalb des Genres Science Fiction bewegen. Pierre Boulles Roman "Planet der Affen" aus dem Jahre 1963 hatte nicht nur das Glück, fünf Jahre später den Weg auf die große Leinwand zu finden, sondern einen bis heute andauernden Kultstatus zu erreichen. Vier Kinofortsetzungen (siehe EVOLVER-Rezension), eine TV- und eine Zeichentrickserie sorgten neben umfangreichem Merchandise dafür, daß sich die Affen ihren Platz am SF-Himmel redlich verdienten - gleich neben Darth Vader, Flash Gordon und Buck Rogers. Anläßlich des banalen Neunziger-Remakes von Tim Burton (siehe EVOLVER-Rezension) wurde auch der lange Zeit vergriffene Originalroman wieder neuaufgelegt.

Unter der Leitung des exzentrischen Wissenschaftlers Antelle machen sich der junge Physiker Arthur Levain und der Journalist Ulysee Mérou im Jahre 2500 auf die Reise zu dem 300 Lichtjahre entfernten Planeten Beteigeuze. Dort angekommen, will das neugierige Trio die heimische Wissenschaft revolutionieren, doch was sie entdecken, hätte sich selbst Rudyard Kipling niemals träumen lassen. Die Evolution verlief hier in eine gänzlich andere Richtung, und Affen haben die Macht übernommen. Für Mérou und Co. beginnt ein erbitterter Kampf ums Überleben, denn Menschen sind auf Beteigeuze nicht gerade viel wert.

Bisher hat sich noch keine der Filmversionen an die Handlung der französischen Vorlage gehalten. Besonders die gesellschaftskritischen Aspekte, die der Roman - wenn auch nur durch die Blume - anspricht und die nach wie vor nichts von ihrer Aktualität verloren haben, finden sich in den alten Verfilmungen nur am Rande wieder und fehlen in Burtons Kasperltheater sogar zur Gänze. Boulles unterhaltsame Erzählung kann hingegen trotz einiger Wiedererkennungseffekte fesseln und überrascht vor allem durch das herrlich makabre Ende.

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Über den Autor:
Pierre Boule (1912-1994) ging nach einer Ingenieursausbildung nach Malaysia, wo er auf einer Kautschukplantage arbeitete. Danach schlug er sich als Guerillakämpfer durch Indochina, bevor er 1943 in Gefangenschaft geriet. Nach seiner Befreiung durch die Briten verarbeitete er seine Erlebnisse 1953 in dem Roman "Die Brücke am Kwai". 1963 schrieb er den "Planet der Affen". Beide Romane avancierten zum Bestseller und wurden verfilmt.