Sie müssen nicht beim "Faust-Marathon" im Wiener Kabelwerk dabeigewesen sein, um das sogenannte Böse als Motor der Welt zu erkennen. In ihrem Buch "Das Mephisto-Prinzip" erläutern die Journalisten Dirk Maxeiner und Michael Miersch, "warum es besser ist, nicht gut zu sein". Chris Haderer hat viel dazugelernt.
Wer sich eine Do-it-yourself-Fibel mit den besten Methoden erwartet, wie man anderen ein Hackl ins Kreuz haut, sollte lieber die Finger von "Das Mephisto-Prinzip" lassen. So berechenbar gehen Dirk Maxeiner und Michael Miersch, die bereits 1998 mit ihrem "Lexikon der Öko-Irrtümer" den deutschen Blätterwald zum Rauschen brachten, nicht vor - auch wenn der destillierte Tropfen Resümee eher schlicht schmeckt: Es ist völlig egal, mit welchen Intentionen man in einen Krieg zieht, nur das Ergebnis zählt. Oder, mit den Worten des Autorenduos Maxeiner/Miersch ausgedrückt: "Eine gute Gesinnung schafft keine bessere Realität, sie verhindert keinen Hunger, schafft keinen Arbeitsplatz und rettet keine bedrohte Tierart."
"Das Mephisto-Prinzip", ein "Plädoyer dafür, menschliches Handeln nicht an seinen Intentionen, sondern an seinen Ergebnissen zu messen" (Klappentext), heißt den Eigennutz, das Ego, Geldstreben - kurz alles, was der linke, politisch engagierte junge Mensch oft gar nicht so gern sieht - gut, da es die Basis für andere Aktivitäten ist, die einen für die Welt ausgesprochen positiven "Nebeneffekt" haben können. Durchwegs witzig geschrieben, bewegt sich dieses probokante Sachbuch zwischen provokanten Slogans wie "Gerechtigkeit durch Globalisierung", "Tragt Pelzmäntel, kauft Tropenholz!" und dem "Recht auf Faulheit" hin und her - letzteres übrigens ein Kapitel, in dem folgende Weisheit zu finden ist: "Reagan, so wird kolportiert, war der erste Präsident der USA mit Dienstzeiten von 9 bis 17 Uhr (am Wochenende geschlossen). Doch die Amerikaner blicken auf seine Amtszeit mit Wohlwollen zurück. So prosperierte die Wirtschaft, und Reagan vermied - von einigen Scharmützeln abgesehen - jeglichen Krieg (wahrscheinlich, weil dann nach Feierabend das Telefon so oft klingelt)." Möglicherweise werden die Amerikaner nach der Bush-Ära (wann immer diese zu Ende gehen mag) noch ein bißchen wohlwollender auf den ehemaligen Hollywood-Darsteller zurückblicken.
Dirk Maxeiner und Michael Miersch sparen nicht mit Beispielen, wie Konzerne, Kapitalisten und ausgesprochene Egoisten zwar selbst zu Karriere und Reichtum gekommen sind, jedoch die Welt durch ihr Geld auch verbessert haben. Wie beispielsweise McDonald´s, der es - außer ein paar Millionen Fast-food-Junkies - offenbar keinem recht machen kann: "Die Rechten hassen McDonald´s, weil es auf zivilisierte Weise die Idee des nationalsozialistischen Eintopfsonntags überboten hat", wissen die Autoren. "Die Linken hassen McDonald´s, weil es die alte Forderung der Arbeiterbewegung verwirklicht hat, auch der Proletarier solle an den Fleischtöpfen der Bourgeoisie teilhaben und in gut belüftete, helle Restaurants gehen können." Dem stehen Beschäftigungspolitik und soziales Engagement des Konzerns entgegen, der nicht nur vielen Angehörigen ethnischer Minderheiten Jobs bietet, sondern derzeit auch zwei Millionen Familien mit schwer erkrankten Kindern den Aufenthalt in Ronald-McDonald-Häusern in der Nähe diverser Krankenhäuser erlaubt. Und außerdem ist da noch die "Pax Big Mac", die friedensstiftende Kraft des Hamburgers, die Thomas Friedmann 1996 in der "New York Times" auf den Punkt brachte: "Keine zwei Nationen, die beide ein McDonald´s besitzen, haben je gegeneinander Krieg geführt." Also: Big Macs nach Bagdad und in alle Länder, die mit -stan (oder so ähnlich) aufhören! Aber schnell!