Fortsetzung...

Sollte es das Pack jedoch wagen, die Gebete zu vernachlässigen oder gar einem anderen Gott die Treue zu schwören, kann es durchaus notwendig sein, sie daran zu erinnern, wer hier eigentlich der Boß ist. In diesem Fall raten wir zur einen oder anderen Seuche (die man kurze Zeit später natürlich prompt heilt; man will ja gut dastehen), eine kleine Hungersnot oder - wenn es gar nicht anders geht - ein auf die Siedlungen herabregnendes Flammeninferno, an das sich noch Dutzende von nachfolgenden Generationen mit Alpträumen erinnern.

Graphisch ist "Black & White" absolute Spitzenklasse. Die Figuren bewegen sich fast lebensecht durch ein wunderschön gerendertes Polygon-Szenario. Nirgendwo kommen Graphikfehler auch nur im Ansatz vor, und die Qualität der Landschaften und der Effekte bei den diversen Wundern ist mit keinem anderen Spiel zu vergleichen. Die Wettereffekte, die sich optional als zusätzliches Feature per Internet an die derzeitige Wetterlage im Heimatort des Spielers anpassen, verleihen dem Game genauso wie die vielen kleinen Details (Gesichtsanimationen, die den Gemütszustand einer Figur anzeigen, oder kleine Schmetterlinge, die lustig über die Wiesen flattern) eine unglaublich dichte und spannende Atmosphäre. In den wenigen ruhigen Minuten, die einem das Spiel läßt, genießt man es, mittels Maus die Kamera über das eigene Reich wandern zu lassen und seinen Besitz einfach nur bewundernd anzustarren.

Sound-mäßig ist "Black & White" ebenfalls die neue Nummer eins im Spielegeschäft. Eine elegante, leise Hintergrundmusik unterlegt das Spiel; sie wird nie langweilig oder nervig, sondern paßt perfekt zur jeweiligen Szenerie. Das wahre Highlight sind allerdings die Special Effects, bei denen sich die Programmierer mächtig ins Zeug gelegt haben. Viele werden nur hörbar, wenn man nahe genug an ihre Quelle heranzoomt. Bei entsprechender Entfernung hört man das klare Plätschern der Flüsse, das Bellen der Hunde, die Stimmen der Gläubigen, die einem ihre Sorgen erzählen, ihre Lobgesänge, wenn man gerade ein Wunder vollbracht hat, und natürlich die verzweifelten Schreie, wenn ihre Ungläubigkeit die gerechte Strafe erfährt, also beispielsweise ihre Ernten verwüstet sind und ihre Dörfer brennen.

All die Pracht hat natürlich auch ihren Preis. Die Minimalanforderungen von "Black & White" kann man getrost ins Reich der Göttersagen stellen. Ähnlich wie bei "Gothic" (siehe EVOLVER-Rezension) ist Molyneux´ Meisterstück ein Spiel, das die Vorzüge der neuen Graphikkarte, die man sich gerade um ein halbes Monatsgehalt oder mehr gekauft hat, erst richtig zur Geltung bringt. Unter einer ordentlichen 3D-Karte mit 16 MB ist das Game etwas mühsam, und so richtig schön wird es sowieso erst bei 32 bzw. 64 MB DDR auf der Karte. Ein ordentlicher Prozessor weit jenseits der 700-MHz-Marke sollte ebenfalls vorhanden sein; 128 oder 256 MB RAM können sicher auch nicht schaden.

Das Game läuft auf allen Windows-Versionen so fehlerfrei, wie es Windows eben gestattet. Doch sollten Win2K-User unbedingt darauf achten, daß die neuesten Treiber für Mainboard & Graphikkarte sowie DirectX 8.0a installiert sind, da sonst das Spiel immer wieder böse crasht. Ansonsten läuft "Black & White" (bis auf einige Ausnahmen mit exotischen Systemkomponenten) sehr stabil. Besonders positiv zu bemerken ist der Support auf der Homepage des Spiels. Hier findet man ein riesiges FAQ mit fast allen relevanten Fragen zu Problemen bei der Installation oder während des Spiels. Weiters gibt´s einen Haufen Links zu allen möglichen Sites der Herstellern von Hardware-Komponenten sowie Tips und Workarounds zu bekannten Problemen. Informationen über geplante Patches sind ebenfalls hier zu finden. Bei einem solchen Service macht es richtig Spaß, Gott zu spielen.



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