Fortsetzung...

Wenn man Kodo live erlebt, erkennt man erst, welche Präzision und Disziplin hinter dem gesamten Ensemble steckt. Natürlich sind ihre Auftritte choreographiert, aber man darf dabei nicht an peinliche Hollywood-Spektakel à la "Stomp" denken, sondern eher an die Shaolin-Kampfmönche und ihre unglaublichen Darbietungen. Die Musik steht bei ihren Konzerten eindeutig im Vordergrund; auf Lichteffekte wird völlig verzichtet, ebenso auf zuviel traditionelle japanische Folklore. Trotzdem atmet der ganze Auftritt eine Atmosphäre des Zeremoniellen. Die Trommeln glänzen, als wären sie den ganzen Tag lang poliert worden, und jede einzelne Bewegung der Akteure wirkt, als käme sie ganz selbstverständlich und leicht, obwohl man die Muskeln der Trommler zucken und springen sieht. Alte Rituale werden in neue Kunstformen umgearbeitet, und die Geschicklichkeit und Geschwindigkeit der Musiker ist dabei dermaßen atemberaubend, daß man ihren Bewegungen manchmal nicht einmal mit den Augen folgen kann.

Was ihre Darbietung auch so sympathisch macht, ist einerseits die Tatsache, daß man der ganzen Truppe die echte Freude am Spielen am Gesicht ablesen kann, und andererseits, daß sie es auf unpeinliche Weise schafft, das Publikum direkt ins Geschehen zu involvieren. So gibt es zum Beispiel ein Stück, bei dem die Gruppe mitten durchs Konzertpublikum marschiert, oder ein anderes, bei dem die Zuseher alle miteinander den Grundrhythmus schlagen. Aufgelockert wird der Klang der Trommeln auch noch durch weitere traditionelle japanische Instrumente, etwa durch das Shamisen, ein dreiseitiges Saiteninstrument aus dem 16. Jahrhundert, dessen charakteristische Töne Ihnen sicher aus vielen Besuchen im China-Restaurant bekannt sind, oder durch die Shinobue-Flöte, die eine gewisse Ähnlichkeit mit der Shakuhachi besitzt. Und zum Drüberstreuen gibt es noch einige kurze Tänze, die in folkloristischen Kostümen präsentiert werden

Neues Zentrum für avantgardistische Musik

Kodo waren am 24. November 2001 im Festspielhaus St. Pölten und einen Tag darauf im Linzer Brucknerhaus zu Gast. In jüngster Vergangenheit konnte sich St. Pölten bereits mehrmals als neue Hauptstadt experimenteller ernster Musik behaupten. Zum einen existiert dort der architektonisch überaus interessante Klangturm mit seinen sieben Stockwerken für Installationen. Leider wurde dieser von seinen Kuratoren im Lauf der letzten Jahre immer mehr zu einem stillen Museum umgewandelt - wie man hört, wurde mehr Geld für die Wartung des Lifts ausgegeben als für Veranstaltungen klanglicher Natur. Andererseits steht aber nur wenige hundert Meter davon entfernt das gläserne Festspielhaus, und dort passiert sehr wohl Interessantes in Sachen Musik.

Im Dezember ist beispielsweise die österreichische Erstaufführung von Philip Glass´ früher Oper "Satyagraha" zu sehen und zu hören. Mit einem exzellenten, wenn auch manchmal etwas an Eigenwerbung gemahnenden Bühnenbild von Hermann Nitsch ausgestattet, wird das Werk auf eine völlig neue visuelle Ebene transportiert. Zuvor war Glass schon einmal gemeinsam mit dem Kronos Quartett in St. Pölten zu Gast, wobei damals live Musik zu Tod Brownings Stummfilmklassiker "Dracula" gespielt wurde.

Weitere Highlights des letzten Jahres waren sicher auch das Gastspiel der Sprechoper "Dust" von und mit dem grandiosen Robert Ashley oder der Auftritt der Michael Nyman Band. Nyman, der durch seine Soundtracks zu den Filmen von Peter Greenaway oder später auch zu Jane Campions "The Piano" berühmt wurde, stellte an zwei Abenden die beiden unterschiedlichen Facetten seines kompositorischen Werkes vor. Gab es am ersten Tag ein "Greatest Hits"-Programm mit vielen der bekannten Filmmelodien, so erwartete den Besucher im zweiten Teil eine Aufführung der "schwierigeren" Werke des Komponisten, so zum Beispiel das selten gespielte "The Commissar Vanishes". All diese Projekte sind, wohlgemerkt, exklusiv in St. Pölten zu erleben - in Wien hat in den letzten Jahren keine der genannten Aufführungen Station gemacht.

Wenn Sie sich über das Programm des Festspielhauses näher informieren möchten, so benützen Sie den Link auf dieser Seite. Wollen Sie allerdings gern gemeinsam mit Kodo trommeln, dann können Sie sich bei der Künstlergruppe direkt bewerben. Seit 1995 bietet man dort ein intensives Ausbildungsprogramm an, wobei die Bewerber zuerst zwei Jahre lang auf Herz und Nieren bezüglich ihrer Tauglichkeit fürs Ensemble geprüft werden. Danach können Sie "junior member" werden und schlußendlich sogar definitiv in die Gruppe aufgenommen werden. Allerdings sollten Sie vor Ihrer Bewerbung unbedingt noch einige Sit-ups absolvieren, um mit der körperlichen Belastung fertigzuwerden...



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da kann man nur sagen:
(monegasse, 11.01.2002 15:47)

hilfe
(Anonym, 09.04.2006 22:04)

Kodo
(Marion, 14.06.2006 11:30)

ja hallo
(fürzchen, 16.06.2006 22:21)