Microsoft eröffnet in den kommenden Monaten den Kampf der Game-Giganten: Mit der soeben vorgestellten Computerspiel-Konsole Xbox fordert Bill Gates die derzeit konkurrenzlose Playstation 2 von Sony heraus. Klaus Hübner hat die Xbox-Präsentation in Cannes besucht.
Seit Sega die Produktion der Dreamcast eingestellt hat, gab es auf dem 128-Bit-Sektor der Computerspielkonsolen nur noch einen Vertreter: Sony mit der Playstation 2. Die Verkaufszahlen sowohl dieser Konsole als auch (nach wie vor) der ersten Playstation (die mittlerweile zum Relaunch-Format PSOne geschrumpft ist) entwickeln sich mehr als zufriedenstellend. Und die Nachfrage auf dem Videogame-Markt, einer der wenigen noch immer boomenden Technologiesparten, ist im Grunde sogar höher als das Angebot.
Aus der Evolutionstheorie und der Ära der verstaatlichten Industrie weiß man, wie gesund Konkurrenz ist und wie gefährlich die aus Monopolstellungen resultierende Trägheit sein kann. Deshalb kann man eigentlich nur erfreut darüber sein, daß es bald wieder zwei wichtige Konsolenanbieter geben wird - Rivalität, gepaart mit Kooperationsbereitschaft, führt eben zur besten Situation für den Konsumenten.
Microsoft präsentierte am 16. und 17. Oktober 2001 die - in den USA noch vor dem Weihnachtsgeschäft, bei uns allerdings erst im März erhältliche - neue Spielekonsole Xbox. Es handelt sich dabei um ein direktes Konkurrenzprodukt zur Playstation 2. Bill Gates versucht das extreme Naheverhältnis seines Betriebssystems "Windows" zu den Computerspielen der internationalen Entwicklerhäuser zu nützen, um Sony auf der Software-Schiene zu schlagen: Die Xbox ist besonders darauf ausgelegt, bereits fertiggestellte PC-Spiele in Windeseile auf Konsole zu portieren, damit auch das Fernsehpublikum in den Genuß des Produkts kommt. Nebenbei wird natürlich fleißig exklusiv programmiert. Zum Launch-Termin sollen ganze 40 Xbox-Titel erhältlich sein. Wenn man davon ausgeht, daß die bei der Präsentation gezeigte Qualität auch den Consumer-Markt erreichen wird, könnte es ein bemerkenswerter Start werden.
Cannes war der recht feinfühlig gewählte Veranstaltungsort für den ersten offiziellen Presse-Event von Xbox Europe. Ins Monaco der Kreativen, jene Stadt, wo jährlich die Milia und das berühmte Filmfestival veranstaltet werden (und wo ein Chivas Regal aus der Minibar auch außerhalb der Saison 250 Schilling kostet) karrte Microsoft mehrere hundert Journalisten aus ganz Europa. Das berühmte Palais Bulles, entworfen und gebaut von und für Modeschöpfer Pierre Cardin, diente als Schauplatz für eine abendliche Launch-Party; am nächsten Tag folgten Interview-Termine sowie Einzelpräsentationen von Hardware und Software-Titeln.
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