Ich stimme dem Verfasser des Artikels zum Thema Reunions zu einem grossen Teil zu - was da als Comeback verkauft wird, sind oft wirklich nichts weiteres als neue Platten von Kuenstlern, die halt laenger kein Album auf
den Markt geworfen haben. Bei Soft Cell oder New Order
kann man freilich sehr wohl von einer solchen sprechen,
denn beide Bands hatten sich ja zuvor offiziell aufgeloest.
Eine Meinung, die ich aber nicht teile, ist jene, dass das
neue Human League-Album und die damit verbundene
kurze Promotion-Tour die alten Helden als abgetakelte
Ex-Pop-Stars zur Schau gestellt haette - ich war selbst
beim Auftritt in St. Poelten und habe dort einen
wohlgelaunten Philip Oakey mitsamt seinen beiden
SSngerinnen (unter Schnitten stelle ich mir doch etwas
anderes vor) erlebt, wie sie sogar das Provinzpublikum
zum Kochen gebracht haben. Auch das hier so oft
verrissene neue Album stellt fuer mich ein
zugegebenermassen unspektulaeres, aber trotzdem
zeitgemaesses, schoenes Synth-Pop-Album dar und steht
fuer mich damit weit ueber dem hochgelobten
anachronistischen New-Order-Longplayer Regrets. New
Order hatten in den Achtzigern immer Trends gesetzt und
den Factory/Manchester-Sound begruendet oder
zumindest zum Grossteil getragen. Was sie auf Regrets
abliefern, ist allerdings kaum mehr als Selbstzitat mit
einem schielenden Auge auf den Britpop-Mainstream mit
vielen trendigen Gastmusikern (siehe auch Bjoerk) und der
ewig gleichen HookŠschen Bassline. Natuerlich ist das
deswegen kein schlechtes Album, aber seien wir uns
ehrlich - brauchen wir das? Genuegen uns da nicht die
Klassiker, die wir sowieso im Schrank stehen haben und
alle 5 Jahre einmal spielen? Man darf gespannt sein, was
die Soft Cell Tour und Platte bringen wird, ebenso wie Fad
Gadget im Jahr 2001 klingt - hoffentlich besser als die
letzte Depeche Mode CD, denn die ist ein wunderbares
Beispiel dafuer, wie man vor lauter Produktion und
Jugendlichkeitswunsch darauf vergessen kann, einfach
gute Songs zu schreiben.
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