EVOLVER:
Was relativieren
Sie?
Dr. Ewald:
Sehen Sie, auf diese Frage habe ich gewartet. Das ist nämlich meine
Legitimation! Ich relativiere den ganzen Fortschritt, der schneller ist
als die Evolution. Sie haben keine Ahnung, was heute technisch bereits
alles möglich wäre: Roboterherde, die einen Speiseplan für
die ganze Woche aufstellen, frisierende Föne und HiFi-Anlagen, die
eigene Musikstücke komponieren. Alles toll, aber wo bleibt da der
Mensch?
EVOLVER: Heißt
das, Sie entscheiden, ob ein neues Gerät auf den Markt darf?
Dr. Ewald:
So weit bin ich leider noch nicht, die Innovationen regulieren andere.
Ich modifiziere mehr die Prototypen.
EVOLVER:
Das
klingt ja alles recht abstrakt. Was haben Sie denn beispielsweise an diesem
Staubsauger da verändert?
Dr. Ewald:
Ich habe das Gebläse relativiert. Die Streber im zweiten Stock haben
so ein neumodisches Trenngebläse konstruiert, das dafür sorgt,
daß weniger feine Staubpartikel, die man ohnehin nicht sieht, in
den Staubsaugerbeutel gelangen. Die verschmutzen dafür den Filter
und die Umluft.
EVOLVER: Hört
sich für einen Laien ja erst einmal vernünftig an.
Dr. Ewald:
Vernünftig ist das nur, wenn man sehr kurz hinschaut. Aber was ist
mit den kleinen Unternehmen, die Staubsaugerbeutel fabrizieren ? Da hängen
Arbeitsplätze dran.
EVOLVER: Sie relativieren
also im sozialen Auftrag. Aber welches Interesse hat Ihr Unternehmen daran?
Dr. Ewald:
Tja, einige Staubsaugermodelle vorher habe ich den Rahmen für die
Beutel etwas modifiziert. Mit einer Magnetscheibe. Und die Ersatztüten
kann man nur von unserer Firma kaufen. Aber es gibt auch so eine Art Ehrenkodex
unter den Staubsaugerproduzenten, daß man die Beutel nicht überflüssig
macht. Keiner will den Tütenherstellern den Garaus machen.
EVOLVER: Beschäftigen
Sie sich ausschließlich mit Staubsaugern?
Dr. Ewald:
Nein, die letzten drei Wochen war ich mit der neuen Toaster-Serie unserer
Firma beschäftigt. Da war einiges richtigzustellen.
EVOLVER:
Was
denn zum Beispiel?
Dr. Ewald:
Die waren schon sehr ordentlich, einen Prototyp habe ich mir mit nach Hause
genommen, und ich kann Ihnen sagen: sehr guten Toast gegessen! Aber eine
Krümelschublade aus verchromtem Edelstahl braucht doch kein normaler
Endverbraucher. Die sieht man eh die meiste Zeit nicht, und dann geht sie
obendrein nie entzwei.
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