Fortsetzung Chan Chop-suey...
"Ja, so lassen Sie mich doch bitte in meine Küche,
es brennt doch alles an!" bat Chan- noch höflich, aber bereits hörbar
verärgert. "Dort ist auch mein Ausweis, in meiner Jacke, ich bin nur
schnell in die Trafik gelaufen." "Aha, so ist das also!" erwiderte der
Ordnungshüter provokant langsam. "Warum lassen Sie denn überhaupt
Ihr Essen allein? Hm?" Er grinste seine Kollegin an. Herr Chan hob hilflos
die Schultern und sagte gar nichts mehr.
"Schau, Chan süß-sauer!" sagte der Polizist,
immer noch grinsend. Plötzlich packte er sein Gegenüber am Arm.
"Wir nehmen Sie jetzt mit, und den Rest da drinnen holen wir auch gleich
ab!" Die Beamten postierten sich mit ihrem Hauptverdächtigen vor dem
Lokaleingang und forderten per Funk im Kommissariat Verstärkung an.
Gleich darauf stürmten vier weitere Polizisten in voller Montur aus
dem Amtsgebäude und ließen sich eiligst über die Lage informieren.
Dann betraten sie zu sechst im Laufschritt die "Schöne Blume". Im
Restaurant befanden sich nur zwei Chinesinnen - die Schwester und die Ehefrau
von Herrn Chan -, die das zahlreich vorhandene Publikum bedienten. Herr
Chan versicherte, daß er ansonsten keine Mitarbeiter habe. Trotzdem
wurden der gesamte Gastraum, die Küche sowie alle Lagerräume
gründlich durchsucht. Die beiden Frauen ließen angesichts des
Gebrülls und der chaotischen Hektik der Uniformierten vor Schreck
einige Teller fallen.
"Ah, so ein Zufall!" meinte Inspektor Pichler dann.
"Die heißen ja alle Chan. Wenn das kein Schwindel ist! Da is sicher
die Mafia im Spiel! Stimmt´s, Chan?" Bei diesen Worten rüttelte
er den Festgenommenen heftig. Herr Chan sagte, so etwas sei doch nichts
Ungewöhnliches, sicher gäbe es auch viele Pichlers hier. "Das
hat Sie gar nichts anzugehen, wie meine Verwandtschaft heißt, verstanden!"
unterbrach ihn der Ermittler mit donnernder Stimme. "Ihr kummt´s
jetzt alle mit!" Die Gäste, die noch nicht von selbst gegangen waren,
wurden aufgefordert, das Lokal schleunigst zu verlassen - das Menü
sei ersatzlos gestrichen. Und die sechs Polizisten eskortierten ihre drei
"Mafiosi" ins Kommissariat.
Daß es währenddessen in der Küche
des Lokals zu brennen begonnen hatte, war niemandem aufgefallen. Die Töpfe
mit den kochenden Speisen hatten sich überhitzt, und die daraufhin
hochzüngelnden Flammen hatten die hölzerne Kücheneinrichtung
in Brand gesetzt. Erst als das Feuer die Fensterscheiben sprengte und starke
Rauchentwicklung auftrat, wurde die Feuerwehr gerufen. Doch das Lokal war
nicht mehr zu retten und brannte vollständig aus.
Die drei festgenommenen Mitglieder der Familie
Chan wurden wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt und Verbindungen
zur Chinesenmafia vor Gericht gestellt. Letzterer Sachverhalt konnte ihnen
zwar nicht nachgewiesen werden, doch ihre "Renitenz" brachte ihnen je sechsmonatige
Gefängnisstrafen ein, die durch die ungewöhnlich lange Untersuchungshaft
mehr als abgedeckt waren. Nach der Entlassung konnte keiner der drei Chans
ein Einkommen nachweisen, woraufhin sie umgehend aus Österreich abgeschoben
wurden.
Etwa ein Jahr nach dem Restaurantbrand eröffnete
an derselben Stelle ein schicker Biertreff, wo die Polizisten fortan gern
gesehen waren. Das Gerücht, daß der neue Besitzer ein guter
Freund von Inspektor Pichler war, konnte nie definitiv bestätigt werden.
|